Reden ist Silber – Zuhören ist Gold

Ich könnte diesen Beitrag auch unter dem Titel „Miteinander statt Gegeneinander“ schreiben. Schon länger nehme ich diese Spaltungstendenz in unserer Gesellschaft wahr, die durch die COVID-19-Entwicklungen massiv verschärft wird. Und die sozialen Medien spielen dabei eine wichtige Rolle. Jeder nimmt sich selbst enorm wichtig und beglückt die Welt mit seinen Botschaften. Reden tun alle – aber kaum einer hört wirklich zu. Dabei wäre das so wichtig.

Es ist extrem schwierig, sich dieser Spaltung zu entziehen und bei sich zu bleiben. Statt ins Entweder-Oder zu gehen beim Sowohl-Als-Auch zu bleiben. Das ist mir bisher noch nie so existenziell vorgekommen. Natürlich war man sich in politischen und gesellschaftlichen Fragen nicht einig. Klar hat man sich bekämpft und zu übertönen versucht. Aber der Graben ging noch nie so nah an mir vorbei, hat bisher kaum Familie und Freundschaften betroffen. Im engeren Kreis waren wir uns mehr oder wenig einig. Wir fanden Gruppierungen und Parteien, die unsere Anliegen vertraten. Ob Umwelt- und Klimaschutz, ob Europafrage oder Ausländerpolitik – wir wissen, an wen wir uns wenden können. Es ist uns meistens auch bewusst, dass es Ansichtssache ist. Gut, beim Klima spielen die „neuen Fronten“ auch mit. Hier berufen sich die einen auf Wissen und Wissenschaft und andere glauben nicht daran. Ob man die Klimakatastrophe sieht oder nicht, ist eine Glaubensfrage.

Ich will nicht zu weit ausholen, denn konkret geht es mir um die Coronafrage und wie sie unsere Gesellschaft spaltet, mitten durch unsere Familien und Freundschaften hindurch. Vor zwei Wochen war ich in einem Männerwochenende, und da war einer der Freunde ein bekennender Anhänger von QAnon. Wir konnten ziemlich offen unsere Ansichten vertreten ohne dass wir uns in die Haare gerieten. Für mich war es ein starkes Zeichen unserer Gemeinschaft, dass sie zwei sehr gegensätzliche Positionen aushält. Und mir ist dabei klar geworden, dass wir viel zu selten dem anderen zuhören und ihn wirklich zu verstehen versuchen.

Gestern hatte ich eine Begegnung, bei der das Gegenüber fand, die Demo in Berlin sei super gewesen. Da habe ich weniger gelassen reagiert sondern meine Meinung kundgetan, dass das sehr naiv und gefährlich sei. Und gleichzeitig habe ich auch zugestanden, dass es momentan sehr schwierig ist, eine kritische Haltung zu den behördlichen Anordnungen öffentlich zu äussern. Ich finde es tatsächlich naiv und gefährlich, wenn man sich an Aktivitäten von antidemokratischen bis nationalistischen Kreisen beteiligt. Diese Kreise lenken die Aufmerksamkeit und auch die Energie der Mitmarschierenden auf sich und nutzen sie für ihren Machtzuwachs. Und ich bin überzeugt, dass viele, die hier etwas gar blauäugig mitgegangen sind, diese Konsequenz eigentlich nicht möchten. Deshalb rate ich dringend, sich von diesen Kreisen und Netzwerken zu distanzieren.

Aber gleichzeitig muss ich auch sagen: Wie können sich kritische Stimmen sonst äussern, so dass sie auch von den Entscheidungsträgern wahr- und ernstgenommen werden? Qualitätsmedien, die ich üblicherweise konsultiere, haben in den letzten Wochen immer häufiger auch kritische Beiträge veröffentlicht. Von einer gleichgeschalteten Medienlandschaft kann also nicht die Rede sein. In der Schweiz habe ich auf diesen Kanälen Beiträge von Wissenschaftlern gelesen, die einige kritische Fragen gestellt haben. Das finde ich eine erfreuliche Entwicklung. So zum Beispiel das Interview im Tagesanzeiger mit dem Infektiologen Pietro Vernazza mit einem anschliessenden Fakten-Check (https://www.tagesanzeiger.ch/sieben-unbequeme-fragen-zu-corona-587614343016 – leider nur im Abo zugänglich). Sonst befinden sich die verschiedenen Lager in Parallelwelten, die kaum Berührungspunkte zu haben scheinen. Man erreicht fast ausschliesslich die Gleichgesinnten und bestärkt sich gegenseitig in der Empörung oder der Rechthaberei. Und damit vertieft man den Graben, der sich zwischen diesen Lagern gebildet hat.

Mich irritiert, dass die Behörden die bisher getroffenen Massnahmen nicht kritisch hinterfragen (zumindest nicht öffentlich). Ich hatte zu Beginn Verständnis für übereilte und nur schwach begründete Aktivitäten. Es galt für alle Regierungen, dass man schnell etwas tun musste. Grundlage für diese Dringlichkeit war die Aussage, dass sich hier ein komplett neues Virus rasend schnell ausbreitet, das sehr gefährlich ist. Als Beleg galten Erkenntnisse aus China und Bilder aus Norditalien mit chaotischen Zuständen in Spitälern und auf Intensivstationen und von Karawanen von Särgen, die nur mit Hilfe der Armee abtransportiert werden konnten. Das war sehr schockierend und hat unsere Politiker und ihr Handeln stark geprägt. Und dieses Verhalten war gewissermassen ansteckend: ausser Schweden auf der einen Seite und einige Schurkenstaaten auf der anderen Seite (ich nenne jetzt keine Namen…) haben sich alle Regierungen ziemlich ähnlich verhalten. Ich habe meiner Liebsten, die diesbezüglich etwas skeptisch war und ist, jeweils erklärt, dass halt kein Politiker und keine Politikerin verantwortlich sein möchte für den Tod von Tausenden von Menschen. Entsprechend fand ich dieses Verhalten durchaus verantwortungsbewusst.

Jetzt – ein halbes Jahr später – kann man da nicht einmal einen Zwischenhalt einlegen, bevor die nächste Runde der einschneidenden Massnahmen eingeläutet wird? Ist das Virus wirklich so neu? Wie steht es mit den überraschend vielen Menschen, die entweder ganz immun sind oder keine Symptome zeigen? Ist das Virus etwa doch näher an den bekannten Coronaviren? Diese Fragen haben auch schon Immunologen gestellt – aber beantwortet wurden sie nicht. Wenn es so wäre – wären die Massnahmen dann noch gerechtfertigt?

Ist das Virus so extrem gefährlich, dass sich die einschneidenden Massnahmen rechtfertigen lassen? Ein Lockdown ist eine extreme Massnahme – sie schädigt die Wirtschaft und somit die Existenz vieler Menschen und ganzer Branchen. Sogar das Gesundheitswesen wurde heruntergefahren, was aus Sicht von Ärzten fahrlässig war und die Gesundheit vieler Menschen gefährdet oder geschädigt hat. Physisch und noch stärker psychisch. Die soziale Isolation der Senioren in Alters- und Pflegeheimen finde ich unhaltbar. Ich möchte für mich oder für meine Angehörigen selbst bestimmen, ob ich lieber das Risiko einer Krankheit eingehe und dafür allenfalls im Kreise meiner Lieben sterben darf oder ob ich mich davor schützen will und dafür auf den Kontakt zu Mitmenschen verzichte. Aber auch die Einschränkungen für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene finde ich einschneidend. Vor allem, wenn man jetzt deutlich sieht, dass die allergrösste Mehrheit kaum Symptome entwickelt. Klar gibt es schwerwiegende Fälle – wie bei jeder Infektion, ob sie durch ein Virus (Influenza, Corona, Herpes etc.) oder durch Bakterien ausgelöst wird. Aber insgesamt können wir doch auf unser Immunsystem vertrauen, das eine ziemlich gute und erfolgreiche Erfindung der Natur ist.

Wo aber sind diese Stimmen? Werden sie gehört? Wird darüber diskutiert? Wird abgewogen und verworfen? Wir wissen es nicht, da die Regierungen, die Expertengruppen oder die Taskforce hinter verschlossenen Türen verhandeln. Die Intransparenz dieser Entscheidungsfindung ist ein weiterer Punkt, der kritische Menschen wütend macht. Und die Verschwörungstheorien geradezu befeuert. Wir brauchen offene Foren, in denen Argumente sachlich ausgetauscht werden, in denen Pro und Contra abgewogen werden und die Entscheidungsprozesse transparent machen. Und was ich gar nicht mag, ist wenn man mich für dumm verkaufen will. Als Beispiel dafür möchte ich nur die offizielle Haltung der Schweiz zu den Schutzmasken erwähnen. Als man keine auf Reserve hatte, hiess es, dass Masken nichts nützen. Heute sind sie das Mass aller Dinge für einen vernünftigen Umgang mit der Bedrohungslage. Kann man nachvollziehen, dass ich damit etwas Mühe habe?

Ein weiterer Punkt sind die Zwangsmassnahmen. Sie wurden mit der Gefährlichkeit und der Bedrohungslage begründet. Wie wäre es mit etwas mehr Vertrauen in die Urteilsfähigkeit und Mündigkeit der Menschen? Zumal die Zwangsmassnahmen, wie eben gezeigt, auf relativ wackligem Fundament gründen?

Überhaupt, das Wissen und die Wissenschaftlichkeit, die den Massnahmen zugrunde liegen. Ich werde den Eindruck nicht los, dass verschiedene Wissenschaftsdisziplinen sehr unterschiedliche Auffassungen davon haben, was wahr ist und was nicht. Wissenschaft funktioniert aber eben im Diskurs. Niemand hat die Wahrheit gepachtet, sondern kann allenfalls gewisse Aspekte der Wahrheit beleuchten. Der Immunologe sagt, das Virus sei gar nicht so neu und so schädlich. Der Epidemiologe rechnet vor, wie schnell sich die Pandemie entwickelt und entwirft Szenarien – die dann oft als Prognosen missverstanden werden. Die Virologen erkennen die Mutationen des Virus und entwickeln Tests, wie man die Viren nachweist. Nur bedeutet dann der positive Nachweis eines Virus halt eben nicht, dass der betroffene Mensch krank ist. Das weiss dann wiederum der Internist, der Allgemeinmediziner oder auch die Pflegefachfrau, die aus der Patientensicht die ganze Aufregung nicht verstehen – aber sehen, dass die Menschen nun gar nicht mehr zum Arzt gehen, auch wenn sie eigentlich wirklich krank wären – aber einfach nicht an COVID-19 erkrankt sind. Ich könnte jetzt auch noch die Ökonomen, Soziologen und Psychologen erwähnen oder mich als Historiker beiziehen, der dann vielleicht Parallelen zu früheren Epidemien zieht – und vielleicht auch die Unterschiede erkennt. Und übrigens fehlen die *innen hier nicht zufällig. Ich habe seit März fast nur Männer gesehen und gehört, die sich als Experten in den Medien und den Taskforces zum Thema äussern durften. Und genau – wer sitzt eigentlich in diesen Taskforces? Wie wurden die Mitglieder ausgewählt? Wer hat das Sagen? Wer hat direkten Einfluss auf die politischen Entscheidungsträger? Und wer ist davon ausgeschlossen?

Welche Wirkungen haben die medizinischen Massnahmen auf die Patienten? Ich habe schon gesagt: die Isolation der Senioren ist unmenschlich und hat einen grausamen Schaden bei vielen angerichtet. So viele sind vereinsamt und daran gestorben. Das geht so nicht! Das verstösst gegen grundlegende Menschenrechte. Dann sind auch die Folgeschäden der künstlichen Beatmung (im Koma) brutal. Das werde ich in meiner Patientenverfügung jedenfalls berücksichtigen.

Ich finde es legitim, solche kritische Fragen zu stellen und sie zu äussern. Ich vermute hinter den Aktivitäten unserer Regierungen keine bösen Absichten und keinen perfiden Plan zur Errichtung einer Weltregierung. Aber wir erleben gerade schon eine gefährliche Tendenz, indem kritische Stimmen einer Minderheit einfach nicht gehört werden. Es fehlen uns momentan die Möglichkeiten, sich Gehör zu verschaffen, wenn die Meinung von derjenigen der Machthaber (Regierung, Experten) abweicht. Gerade das Schweizer Beispiel belegt, dass Demokratie nicht die Dominanz der Mehrheit bedeutet. Unsere Geschichte hat gelernt, dass wir dann stark sind, wenn wir es schaffen abweichende Meinungen und Strömungen zu integrieren und ihnen Einfluss zu geben, sie an der Macht zu beteiligen. Das Schweizer Konkordanzsystem lebt davon. Entscheidungen werden als Kompromisse formuliert und dann von einer Mehrheit getragen. Das dauert manchmal etwas länger und manchmal gar unendlich lange, aber irgendwann klappt es dann doch (ich meine das Frauenstimmrecht oder jetzt gerade den Vaterschaftsurlaub). Diese Diskussionskultur und dieser Respekt abweichender Meinungen macht für mich eine Demokratie aus. Und souveräne Führungspersönlichkeiten (also wahre Erwachsene) haben keine Angst vor dieser Auseinandersetzung.

Was können wir tun? Ich bin da auch etwas ratlos. Jetzt gerade schreibe und veröffentliche ich in meinem Blog meine Meinung zu dieser Frage. Es ist ein winzig kleiner Schritt. Aber ich möchte damit alle anderen ermuntern, aus den Schützengräben rauszukommen und aufeinander zuzugehen. Wie wäre es, dem anderen einfach mal zuzuhören und zu verstehen versuchen, was ihn oder sie bewegt? Und mein Kollege Stefan Wolff würde jetzt dazu aufrufen, sich mit den eigenen Dämonen, also mit den eigenen Ängsten zu befassen. Was bekämpfst du am anderen, das eigentlich in dir selber steckt, aber vielleicht unterdrückt wurde?

Darüberhinaus hat das aber eine politische Tragweite, die über das rein persönliche hinausgeht. Klar, muss ich bei mir beginnen. Aber in diesem Fall scheint mir wichtig, dass wir auch im aussen aktiv werden und das Feld nicht den Spaltern und Hassern überlassen. Lass uns das Gegenteil tun: Verbindung und Liebe verbreiten! Peace and Love!

Männer auf, im und am Wasser

Die Kanutour von Männerwelten startete am Freitag, 10. Juli 2020 unterhalb des Rheinfalls bei Neuhausen. Neun Männer trafen sich hier, um unter der Leitung von Markus den Rhein in Kanus zu befahren. Die von Sportegge Alder Eglisau (https://www.sportegge.ch) gemieteten Kanus waren komfortabel, da wir jeweils zu zweit ein Dreier-Kanu erhielten, die genügend Platz für unser Gepäck boten. Die meisten von uns waren Neulinge im Kanu-Paddeln – und waren entsprechend etwas aufgeregt vor dem Start. Nach einer kurzen Instruktion ging es los, und schon bald bewegten sich die Kanus den Rhein hinunter. Wobei – mit dem Gegenwind einer aufziehenden Störung hatten wir so nicht unbedingt gerechnet. Statt sich bequem von der Strömung treiben zu lassen, mussten wir ganz ordentlich paddeln.

Weiterlesen

Der Grüne Mann

Grüner Mann, Wilder Mann: Er hat schon länger in mir geschlummert, nun tritt er aus dem Verborgenen und will sich zeigen. Als Wilder Mann habe ich ihn in der Manngeburt kennengelernt. Und als Grüner Mann wurde er mir von der weiblichen Seite (wieder mal…) in Erinnerung gerufen. Weiterlesen

Wanderung vom Valle Onsernone nach Airolo

Auch im Sommer 2018 hat es mich und meine Partnerin in die Berge gelockt. Wir starteten im Tessiner Bergtal Valle Onsernone, wo wir die ersten beiden Tage zunächst von Intragna nach Loco, dann von Comologno zu den Bädern von Craveggia und via Spruga zurück nach Comologno wanderten. Dieses „Einlaufen“ war strenger als gedacht: das Valle Onsernone ist wirklich steil, und eine scheinbar einfache Wanderung entpuppt sich als ein ständiges Auf-und-Ab auf nicht immer einfachen Wegen. Und es war ziemlich heiss. Wir haben hier – auf dem Weg von Comologna nach Craveggia – verschiedene tiefe Einschnitte ins Tal mit mystischen Flüssen und Wasserfällen gesehen. Weiterlesen

2 Jahre Männerherz

Am 19. Mai 2015 veröffentlichte ich den ersten Beitrag auf Männerherz. Zeit für eine Zwischenbilanz – oder eine Standortbestimmung, wie das meine Partnerin nennen würde. „Start in ein Abenteuer“ habe ich diesen Blogbeitrag überschrieben. Ein bisschen Abenteuer war das schon. Zunächst war der Wunsch zu den Themen Bewusstheit und Achtsamkeit zu schreiben und vor allem Männer zu ermuntern, sich diesen Fragen zu stellen und auch dazu zu stehen. Es war mir ein Bedürfnis, etwas für Männer zu tun. Und dafür musste ich mich konsequenterweise auch zu diesen Aussagen und Themen bekennen. Nachdem ich mich zuerst noch als Person nicht zu erkennen gegeben hatte, folgte dieser logische Schritt schon bald. Ich gab mich also mit Name und Bild zu erkennen und stellte auch die Verbindung zu meiner beruflichen Identität und das entsprechende Blog her. Schon ein bisschen abenteuerlich… Weiterlesen

Ego am Werk 2

Ich habe im Oktober einen Beitrag zum damaligen Präsidentschaftskandidaten geschrieben als die Manifestation des Ego. Das Unfassbare ist geschehen, und dieses Ego regiert nun also die USA. Ich habe meine Gedanken von damals aktualisiert. Was hat sich seither verändert?
Weiterlesen

Der Stern in dir

Nach einigen Jahren war ich diese Woche wieder einmal im Planetarium in Luzern und konnte eine Vorführung von Stella Nova geniessen. Das war sehr eindrücklich und hat mich zu ein paar Gedanken inspiriert. Was ich dazu schreibe, ist also meine Interpretation und Inspiration auf der Grundlage einer populärwissenschaftlichen Darstellung der Entstehung des Universums, der Sterne, unserer Erde. Weiterlesen

10 Regeln zum Glück

Es ist eigentlich gar nicht so kompliziert: Egal, ob ich Ratgeber lese oder selber in meinem Blog schreibe, die Kernaussagen sind immer etwa dieselben. Ich wage mich also mal an eine verdichtete Version und fasse meine Erkenntnisse in 10 Regeln zum Glück oder zum Glücklichsein zusammen.
Weiterlesen