Vorhin habe ich darüber geschrieben, was Greta für eine Funktion hat. Wie sie die Menschen herausfordert und entsprechend gehasst oder glorifiziert wird. Da springt mir wieder der Onkel Donald ins Auge. Er ist ja die Antithese zu Greta. Der alte weisse Mann, der in seiner grenzenlosen Selbstüberschätzung ein ganzes Land und mit ihm vielleicht die Welt an die Wand fährt.Ich habe damals vor und nach der unglaublichen Wahl dieser Person mehrfach über das durch ihn verkörperte Ego geschrieben. Und darüber, dass ein solcher Präsident halt auch sehr viel über das Land und die Gesellschaft aussagt, die ihn an die Spitze der Macht gebracht haben. Und jetzt, zwei-drei Jahre später, wo stehen wir da? Und was hat mir dieser schreckliche Mensch heute zu sagen?

Ja, er triggert mich. So wie andere durch Greta herausgefordert werden, kann ich nicht wirklich annehmen, dass ein solcher Mensch sich anmassen kann, Präsident der Vereinigten Staaten zu sein. Und dass es offenbar immer noch sehr viele Menschen in diesem zerrissenen Land gibt, welche ihn unterstützen und wieder wählen werden.

In der Manngeburt befassen wir uns mit den männlichen Archetypen. Wir betrachten dabei sowohl die lichtvollen wie auch die Schattenseiten. Und da ist ganz offenbar Donald Trump die Verkörperung der kompletten Palette der Schattenseiten des Liebhabers, des Magiers, des Königs und des Kriegers.

Gestartet sind wir beim Liebhaber. Er verkörpert die Urkraft der Verbundenheit. Der Liebhaber ist mit allem und allen verbunden, steht für Liebe und Sexualität. In seiner Schattenausprägung führt er zu Sucht und Missbrauch. Trumps Aussagen und sein vermutliches Verhalten gegenüber Frauen sind Ausdruck davon. Er nimmt sich die Macht und überschreitet die Grenzen. Dafür gibt es einige Hinweise und Skandale, die interessanterweise dem Herrn nicht geschadet haben. Wir können daraus schliessen, dass sich seine Verfehlungen in einem vom System tolerierten Mass bewegten. Und was sagt uns das aus über dieses System? Da hat sich seit #metoo einiges bewegt. Aber noch zu wenig.

Der Magier verkörpert Wissen und Intuition. Er kann viel und lässt andere an seinem Können und Wissen teilhaben. Der Schattenmagier ist der Manipulator, der Lügner. Da ist Mr. Trump nun tatsächlich die astreine Verkörperung. Genauso wirkt der Schattenmagier: er verdreht alles nach seinem Geschmack, er betrügt und verbreitet Lügen, dass die Balken biegen – und fühlt sich dabei sogar im Recht. Hauptsache es schadet dem Gegner, dann ist alles erlaubt. Ohne den Herrn persönlich zu kennen, darf ich vermuten, dass es genauso in seinem Innern ausschaut. Er schaut nicht hin, erkennt seine Fehler und Schwächen nicht, gesteht sie niemandem gegenüber ein. Er glaubt vermutlich wirklich, Recht zu haben und sieht sich umzingelt von Lügnern und Betrügern.

Und o je – der König! Es wäre doch so wichtig, dass unsere Welt von echten Königen (und Königinnen natürlich) angeführt würde. Der echte König ist der Diener seines Volkes, hat das Wohl es Ganzen vor Augen, er schafft eine natürliche Ordnung und steht über allem. Und dann das! Dieses Ego ist das pure Gegenteil davon: Es missbraucht seine Macht zu seinem Eigennutzen, es verhält sich diktatorisch, nimmt alles persönlich und reagiert wie ein trotziges Kind. Ein solcher Mensch müsste eigentlich Kohle schaufeln (bei den Kumpels möchte ich mich für dieses Bild entschuldigen) und nicht Anführer einer Nation sein. Der Schattenkönig ist übrigens ein Tyrann oder einer, der seine Verantwortung nicht übernimmt. Wenn man schaut, wie DT mit den demokratischen Institutionen umgeht und wie er die Nation spaltet, ist das Bild des Tyrannen ziemlich treffend.

Und dann hätten wir noch den Krieger. Er verkörpert die männliche Kraft und Aggression, die er in den Dienst eines höheren Ideals stellt. In seiner Schattenausprägung ist er Sadist oder ein Schwächling. Was Mr. Trump sicher fehlt, ist das höhere Ideal, dem er seine Tätigkeit unterstellt. Da ist nichts was ich als „höher“ bezeichnen möchte. Es sind die niederen Instinkte, die zu fühlen sind: Hass, Neid, Missgunst, Wut, Gier. Ob er ein Sadist ist, kann ich nicht sagen. Bisher hat er sich mit der Anwendung körperlicher Gewalt zurückgehalten. Da waren andere vor ihm gewaltbereiter und kriegsfreudiger. Aber er droht schon mal mit Gewalt und versorgt die Law-and-Order-Fraktion mit Munition.

Und weshalb ist dieser Anti-König und Schattenmagier hier und jetzt der Anführer einer der mächtigsten Nationen? Ich denke, dass wir uns durch ihn vor Augen halten sollen, wohin es führt, wenn wir nicht richtig hinschauen. Wenn wir unsere lichtvollen Seiten nicht weiterentwickeln, wenn wir unbewusst leben, uns als Opfer sehen und von Hass und negativen Gefühlen zerfressen werden. So ist auch Donald Trump ein Mahner – ein Mahnmal des Schreckens für uns Menschen und speziell für uns Männer. Die Zeit solcher patriarchaler Monster ist vorbei. Wir müssen uns davon lossagen und die positiven Seiten in uns entdecken und entwickeln.

Mich erstaunt es doch immer wieder, welches Gruselkabinett an Führungsfiguren sich die Welt immer wieder selber wählt. Wie kommen die Menschen dazu, sich mehr oder weniger freiwillig für solche Figuren zu entscheiden? Das ist ein ziemlich trostloses Zeugnis für den Zustand unserer Gesellschaft und den Reifegrad unseres Bewusstseins. Ich schlage vor, wir räumen nun einmal alle bei uns selbst auf. Wenn wir wahre Erwachsene sind, die in ihrem eigenen Leben echte Könige sind, werden wir andere Führungspersönlichkeiten kriegen. Wobei wir doch gerade heute andere Vorbilder nötig hätten. Aber die sind leider nicht laut und drängen sich nicht auf. Wir müssen schon sehr ruhig sein, um sie wahrnehmen zu können. Tief in uns drin.