Hast du die Kraft der erwachenden Natur auch schon gefühlt? Gerade jetzt im Frühjahr, wenn alles ergrünt und erblüht, wenn die Vögel zum grossen Konzert anstimmen, wenn die wärmende Sonne die Düfte in die Nase steigen lässt? Mir ist da in den Sinn gekommen, dass „Waldbaden“ in jüngster Zeit auch bei uns ein Thema geworden ist. Ich möchte das etwas weiter fassen und von „Naturbaden“ sprechen.Waldbaden kennt man in Japan schon länger, und es wird dort mittlerweile als medizinische Therapie anerkannt und gefördert (mehr dazu zum Beispiel auf der Website Shinrin-Yoku – Waldbaden). Es geht dabei um achtsames Sein im Wald. O ja, ich liebe es, still und bewusst im Wald zu sein und auf meine Sinne zu achten. Es geht also nicht darum, durch den Wald zu joggen oder schwatzend durch den Wald zu gehen. Wir haben in einem Seminar bei Katharina Vonow einmal das „meditative Wandern“ eingeführt. Eigentlich aus der Not geboren, weil eine Teilnehmerin mit dem Tempo Mühe hatte, machten wir daraus eine Übung: eine Art Geh-Meditation in der Natur. Dabei geht man sehr langsam, ist ruhig, konzentriert sich auf seine Atmung und ist mit allen Sinnen dabei.
Es hat sicher eine spezielle Qualität, wenn wir das in einem Wald, umgeben von Bäumen tun. Bäume sind ganz besondere Wesen. Neben ihrer offensichtlichen Funktion für die ganze Umwelt als Wasserspeicher und Sauerstofflieferant haben sie auch eine besondere Ausstrahlung. Lehne dich mal mit dem Rücken an einen Baum und fühle dann seine Kraft. Wie tief die Wurzeln in die Erde reichen, wie aufrecht und stark sein Stamm ist. Und wie hoch in die Lüfte die Blätterkrone reicht. An den Baum gelehnt kannst du selber fühlen, wie du zugleich gut verwurzelt und doch mit dem Geist in höheren Sphären sein kannst.
Dieses Video habe ich am 22.4.18 im Wald am Zeihener Homberg aufgenommen.
Geheimnisvoll finde ich die Wildtiere, die sich im Wald verbergen. Manchmal bekommen wir ein Reh zu Gesicht. Und doch müssen in den Gebüschen, in Bodensenkungen oder gleich um die nächste Ecke noch viel mehr Tiere verborgen sein. Manchmal kann man sie riechen, manchmal hören (wie die röhrenden Hirsche letzten Herbst im Schweizer Nationalpark). Ein solches Tier zu sehen ist jedes Mal wie ein Geschenk. Letzen Sommer ist mir im Wald bei Flims ein Tier begegnet, das möglicherweise ein Wolf war. Waldlichtungen sind Orte, an denen man öfters Tiere erblickt – am besten früh am Morgen oder am Abend, wenn es ruhig wird. Und das geschieht gerne, wenn man auch draussen übernachtet.
Damit wären wir beim nächsten Punkt: draussen übernachten, draussen leben. Ich habe hier schon mehrmals über die wunderbaren Wanderungen berichtet, die ich in letzter Zeit häufig unternehmen darf – alleine oder zu zweit mit meiner Geliebten. Das ist echte Therapie für die Seele! Ich fühle das Leben um mich und in mir sehr intensiv. Die Geräusche in der Nacht können auch etwas beunruhigend sein. Hast du schon mal einen Rehbock bellen gehört? Oder einen Fuchs heiser husten? Alleine im Zelt oder Tarp kann der Puls da schon etwas erhöht sein.
Ein weiterer idealer Ort zum „Naturbaden“ sind die Berge. Ich sage nur: Blumenwiesen! Duftende, in allen Farben leuchtende Blumenwiesen mit bunten, federleicht flatternden Schmetterlingen, summenden Hummeln und Wildbienen. Setz dich einfach hin (am besten auf einen Stein) oder leg dich rein in diese lebendige Pracht. OK, manchmal ist es etwas gar lebendig, vor allem wenn du gerade ein Ameisennest oder eine ihrer Strassen triffst. Weiter oben werden die Landschaften kahl und schroff. Dafür wird die Aussicht umso spektakulärer und du kannst nur noch staunen über diese Schönheit. Du fühlst dich klein und doch als ein Teil dieser Pracht. Denn durch dich gelangt diese Pracht ins Bewusstsein. Du würdigst ihre Schönheit durch deine Achtsamkeit. Und dann kann es geschehen, dass du hoch über dir ein Pfeifen hörst: Ein Adler segelt majestätisch durch die Lüfte. Da gehst du vor Ehrfurcht in die Knie!
Mir kommt das Wasser in den Sinn. Das Element Wasser, das wir bei uns in der Natur so oft antreffen. Murmelnde Bäche, rauschende Flüsse, stille Teiche, spiegelnde Bergseen. Und dabei zu fühlen, wie dieses Wasser mit allem Wasser verbunden ist. Und zwar mit allem Wasser aller Zeiten – und manchmal kommt es auch von oben und fühlt sich dann eher unangenehm an. Aber wenn du wieder ins Trockene kannst, dann fühlt es sich sehr lebendig und erfrischend an, wenn du ohne Kleider in den Regen stehen kannst. Oder, was ich sehr gerne mache, sich an einem heissen Sommertag in das kühle Wasser eines Bergbachs oder Bergsees zu legen. Und das kann ziemlich kühl sein…
Es gibt noch viel mehr: noch viel mehr Landschaften mit unterschiedlicher Vegetation bei unterschiedlichem Wetter, bei Schnee oder Nebel zum Beispiel. Oder der Nachthimmel mit oder ohne Mond und Sternen, mit Sternschnuppen. Worauf ich hinaus will: Es ist so heilsam, sich achtsam in der Natur zu bewegen. Sich hinzusetzen, ruhig zu atmen und hinzuhören. Hast du das auch schon gemacht? Ich bin überzeugt, dass das eine ganz wunderbare Sache ist, und da ich diese Erfahrung gerne mit möglichst vielen Menschen teilen möchte, organisieren Hannes von Männerwelten und ich im August mit dem Männer-Hike ein verlängertes Wochenende, an dem wir ausgiebig in der Natur baden können. Und auch an unserem Seminar Männer 2.0 wird es Ende Mai Gelegenheit geben, sich achtsam in der Glarner Bergluft zu bewegen. Du wirst dich freuen, wenn du dich für eine Teilnahme entscheidest, da bin ich mir sicher! Und ich freue mich, wenn du dich dazu entschliessen kannst.
Ne supertolle Beschreibung, die mich während dem Lesen traurig gemacht hat, denn ich finde es total schade, dass viele Menschen so was nur hinkriegen, wenn sie es als Seminar mit nem coolen Namen machen – und Naturbaden ist echt ein cooler Name ;-). Aber müsste das nicht eigentlich für jeden selbstverständlich sein? Viel zu viele müssen das nun (mehr oder weniger) mühsam in Seminaren wieder lernen…
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