Sowohl-als-auch statt Entweder-oder

Ich komme gerade von einem Yoga-Wochenende zurück, das ich als einziger Mann mit 19 Frauen verbracht habe. Und mein Kumpel Hannes von Männerwelten schreibt, dass er dieses Wochenende zusammen mit 15 Frauen beim 5-Rhythmen Tanzen war. Ich fand das ziemlich lustig, zumal wir erst vor Kurzem beschlossen haben, unserer Männerarbeit einen neuen Schub zu geben. Wir bereiten gerade grossartige neue Dinge vor. Und nächstes Wochenende ist dann wieder eine Männerrunde angesagt, beim „Feuerabend“ in Seewen.

Darüber, dass Yoga durchaus etwas für Männer ist, habe ich schon früher im Blog geschrieben. Daran hat sich nichts verändert. Dieselben Gedanken hatte ich dieses Wochenende wieder. Aber ich will mich nicht wiederholen, sondern einen Schritt weiter gehen. Ich erlebe weiterhin immer mehr Frauen, die diesen Schritt gemacht haben. Und ja, da war ja am 14. Juni der grosse Frauenstreik in der Schweiz. Es sind die „neuen“, selbstbewussten Frauen, die gleiche Rechte fordern. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, doch leider gerade in der Schweiz noch lange nicht realisiert. Zu meinem Männerthema passt ein Transparent, das forderte: „Männer, emanzipiert euch!„. Ich kann das nur fett schreiben und unterstreichen. Gleichberechtigung ist unbedingt nötig, und sie ist für alle wichtig – für Männer, Frauen und alle anderen. Und es ist höchste Zeit, dass wir damit wirklich ernst machen!

Ich konzentriere mich hier in diesem Blog aber auf die Männerseite. Und hier kommt der Titel des Beitrags zum Zug: die Zeit des Entweder-oder ist vorbei. Jetzt geht es um das Sowohl-als-auch. Wir Männer müssen und dürfen unsere wahren Männerqualitäten entdecken und entwickeln und auch unsere weicheren, weiblichen Seiten. Wir müssen und dürfen in unser Innerstes tauchen und uns als vollständige Wesen erkennen. Wir sind so vielfältig und voller wunderbarer Qualitäten. Am besten können wir diese entdecken, wenn wir uns mit anderen Männern zusammen bewusst auf uns einlassen. Wenn wir auch die Schattenseiten betrachten, die wir unschwer in der Welt erkennen – und die auch irgendwo in uns stecken. Das ist eine grosse Aufgabe, der wir uns jetzt stellen müssen. Denn schau doch einmal genau hin: findest Du wirklich, dass es gut läuft in unserer Gesellschaft? Findest Du wirklich, es könne ruhig so weitergehen? Wach auf! Es ist Zeit, unser eigenes Verhalten, unser eigenes So-Sein ehrlich anzuschauen. Und unseren eigenen Beitrag zu all der Ungerechtigkeit und Ausbeutung zu sehen. Wenn wir so weiterleben, schaffen wir westlichen modernen Menschen (Männer), die Erde innerhalb von etwa 200 Jahren seit dem Zeitalter der Technik und Wissenschaft zu versenken. Tolle Leistung!

Frauenstreik in der Schweiz und weltweite Klimastreiks sind die nicht übersehbaren Boten für diese Botschaft. Aber es gibt natürlich immer noch viele (Männer und auch Frauen), die das abstreiten und die keinen Grund für eine Veränderung sehen. Wir sehen das in der Politik, weltweit. Aber es geht mir in erster Linie um uns selbst. Wir müssen uns neu besinnen und die Richtung ändern. Und diese Richtung muss weg vom Haben zum Sein, vom Materiellen zum Wesentlichen, von der Ungleichheit zur Gerechtigkeit, vom Kampf zum Frieden, vom Krampf zur Freude – und so weiter. Wir müssen die Notbremse ziehen, sonst macht es unser Körper, oder die Umwelt übernimmt dies mit ihrem Kollaps. Zurück auf die persönliche Ebene: für uns Menschen bedeutet dies, dass wir den Weg nach innen antreten müssen. Wir haben alles in uns angelegt, um diese Probleme zu meistern und um persönlich diesen nächsten Schritt zu machen. So komme ich zurück zum Anfang des Beitrags: Yoga, Meditation, Shibasi-Gong (danke, Agi, für die Einführung!) oder Tanzen öffnen uns Tore zum Innern. Wir verbinden uns mit unserem Wesenskern und schaffen Harmonie im Innern. Nach einem solchen Wochenende sind wir im Frieden mit uns und mit der Welt.

Und es heisst nicht, dass wir alles über Bord werfen müssen. Ich denke, dass gerade davor viele Männer Angst haben. Sie fühlen sich verunsichert und auf allen Ebenen angegriffen. Sie verstehen die Welt nicht mehr, im wahrsten Sinn des Wortes. Und igeln sich dann ein, lassen sich gar nicht erst auf Diskussionen ein. Unsere Botschaft (mit uns meine ich wahre erwachsene Männer) lautet, dass wir als Männer nicht unsere Qualitäten aufgeben müssen, sondern sie erst einmal entdecken und entwickeln müssen. In der Manngeburt erleben wir, welch wunderbaren Eigenschaften wir Männer haben. Solche wahre erwachsene Männer sind eine grosse Bereicherung für die Welt und für die Gesellschaft. Sie leben das Sowohl-als-auch: sowohl ihre ureigensten männlichen Eigenschaften wie auch ihre eher weiblichen, weichen, empfindsamen Seiten (dazu mein Beitrag über Animus und Anima). Und sie teilen diese Welt und die Gesellschaft mit den Frauen, mit allen anderen Menschen. Da gibt es kein Entweder-oder mehr. Sondern nur noch das gleichberechtigte Miteinander.

So, langer Rede kurzer Sinn: was hast du schon gemacht für dich und die Welt? Was hast Du mehr getan als zu konsumieren und dich zuzudröhnen? Als zu arbeiten? Möchtest du das mit anderen Männern teilen und deine Erfahrungen weiterzugeben? Oder was hindert dich daran, etwas für dich selber zu tun? Brauchst du einen Impuls? Dann wäre vielleicht unser Angebot „Abend am Feuer“ etwas für dich? Oder der Männer-Hike? Oder unser Seminar im Herbst? Hannes und ich freuen uns, wenn du dir einen Ruck gibst. Wobei es natürlich noch viele andere Möglichkeiten gibt, um einen ersten oder nächsten Schritt zu machen. Just do it!

 

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