Etwas Sinnvolles tun

In den letzten Tagen haben mir mehrere jüngere Menschen davon erzählt, dass sie sich über ihre Zukunft Gedanken machten. Sie fragen sich, was sie beruflich tun könnten. Sie möchten nicht einfach einen Job haben um Geld zu verdienen und ihren Lebensunterhalt zu finanzieren, sondern sie möchten etwas Sinnvolles tun. Sie möchten dazu beitragen, dass die Welt besser wird. Schön, dass sie diese Frage stellen – aber die Antwort ist gar nicht so einfach…IMG_0731.jpg

Es gibt meiner Ansicht nach verschiedene Ansätze für mögliche Antworten. Für mich ist entscheidend, wie du etwas machst, weniger was du tust. Wenn du also das, was du tust in Achtsamkeit machst und in Verbindung mit dem Leben, dann tust du etwas sehr Wertvolles. Eigentlich musst du gar nichts tun, sondern „einfach“ bewusst Sein. Wenn du bewusst bist und aus diesem Bewusstsein heraus handelst, bringst du das Wertvollste in diese Welt, das du bieten kannst. Wir haben einmal bei Katharina im Satsang das Beispiel gehabt, dass eine Teilnehmerin etwas unter ihrer wenig geschätzten Arbeit litt. Sie arbeitete am Fliessband in einer Fabrik und musste da Schrauben kontrollieren. Katharina sagte ihr, sie könne sich vorstellen, wie sie jede Schraube mit Licht aufladen kann – und dies dann in die Welt hinaus schickt. Mit jeder Schraube trägst du dann etwas zu mehr Licht in der Welt bei. Ein schönes Bild, das für viele Routinejobs gilt.

Gerade wenn du mit Menschen zu tun hast, kannst du dein Bewusstsein sehr direkt weiter geben. Indem du KundInnen, KollegInnen, Mitarbeitende, SchülerInnen, deinen Kindern etc. mit Liebe, Achtung und Respekt begegnest, tust du etwas Wertvolles. Aber auch beim Putzen oder bei Büroarbeiten kannst du einen Beitrag zum Erhöhen des Bewusstseins leisten. Vielleicht hast du in deiner Firma/Institution die Aufgabe, still und ruhig dein Bewusstsein einzubringen? Der IT-Supporter, der mit einem Lächeln den anderen ein gutes Gefühl gibt? Eine Kassiererin, die ihre Kunden freundlich anlächelt und die für die paar Sekunden nur für ihn da ist und ihm seine ganze Aufmerksamkeit schenkt…

Das wäre der eine Aspekt, der spirituelle Ansatz. Die jungen Männer, von denen ich gesprochen habe, meinen aber eher einen anderen: was kann ich konkret tun? Womit kann ich meinen Lebensunterhalt verdienen und dabei etwas zu einer besseren Welt oder Gesellschaft beitragen? Sie möchten nicht in einem Bereich arbeiten, in dem es bloss um Profit geht, in dem Menschen ausgenutzt und ausgebeutet werden. Ich finde es wunderbar, dass diese jungen Menschen sich solche Gedanken machen und bereit sind, einen unkonventionellen Lebensentwurf zu verfolgen. Es ist alles andere als naiv. Die Kunst besteht darin, mit einer solchen Tätigkeit sein Auskommen zu verdienen. Wobei: eine Lösung wäre das bedingungslose Grundeinkommen. Dann müssten wir unsere Ansprüche etwas runterschrauben und könnten dafür da freiwillig mitwirken, wo wir es für sinnvoll halten. Oder ich könnte mich ohne kommerziellen Druck künstlerisch betätigen. Da wir das Grundeinkommen leider abgelehnt haben, müssen wir nach anderen Wegen suchen.

Wir müssen uns die Frage der Berufswahl mit anderen Vorzeichen stellen. Was kann ich gut? Was mache ich gerne? Was möchte mein Herz? Ich brauche eigentlich eine Vision.

Ich finde es immer auch wichtig, wenn wir die Talente nutzen, die uns geschenkt worden sind. Wenn wir also etwas gut können und das mit Herzen tun – sei es ein Sport, eine Kunst, ein Handwerk oder sonst etwas – würdigen wir dieses Geschenk. Das fühlt sich wunderbar an und bereichert unsere Welt. So wie eine schöne Blume die Welt bereichert. Ob wir damit unseren Lebensunterhalt bestreiten können, ist eine andere Frage.

Ich habe neulich mit meiner Partnerin über dieses Thema  gesprochen. Es ging um einen Bericht über junge Menschen, die ihrem Herzen gefolgt sind und nun in Griechenland ein Heim für Flüchtlinge betreiben. Sie verdienen nichts oder gerade genug für ihren bescheidenen Lebensunterhalt vor Ort. Oder ich denke an Isabella und Chani, die sich in Peru für Waisenkinder einsetzen und ihnen ein Zuhause und eine Schule bieten. Ich bewundere sie sehr und freue mich, wenn sie mit unseren Spenden so viel Gutes tun können. Es ist aber bestimmt nicht jedermanns Sache, sein Leben hier (zumindest vorübergehend) aufzugeben und sich an einem ganz anderen Ort für Bedürftige einzusetzen.

Es gibt immer die Möglichkeit, sich neben einem Job auch freiwillig zu engagieren. Du kannst dich für eine gute Sache einsetzen und zum Beispiel Flüchtlingen hier helfen, indem du ihnen im Alltag oder beim Erlernen von Deutsch hilfst. Oder älteren Menschen, die Unterstützung beim Einkaufen brauchen. Du kannst dich in einem Verein engagieren, der sich für einen guten Zweck einsetzt. Oder du kannst eine Organisation oder andere Menschen finanziell unterstützen, damit sie ihr gutes Werk weiter vollbringen können.

Diese Kombination ist so ungefähr mein persönlicher Ansatz: ein Job in einem ziemlich sinnvollen Umfeld (Hochschule, bzw. Bibliothek), der einen Beitrag zu einer etwas besseren Gesellschaft leistet (Bildung, Kultur). Dies mit Bewusstheit leben und achtsam sein gegenüber meinen Mitmenschen (Studierende, Mitarbeitende, Familie, Partnerin). Mit mir selbst im Frieden sein und bewusst leben. Mich in Vereinen fürs Gemeinwohl einsetzen und wohltätige Organisationen oder aktive Menschen für ihr Wirken unterstützen. Und fast hätte ich vergessen: darüber meine Gedanken mit anderen teilen (und dabei mein Talent zum Schreiben würdigen).

Was für dich selbst stimmt, musst du selber fühlen. Schaue einfach, dass nicht das Ego etwas Besseres sein will, sondern dass es von Herzen kommt und dass du in der Liebe bist. Würdige das, was bereits ist. Und wage den Schritt und versuche etwas Neues, wenn dich das Bisherige nicht erfüllt.

Herzlichen Dank an die Menschen, die sich heute solche Fragen stellen! Und die den Mut haben, den ungewöhnlichen Weg zu gehen!

 

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