Regel Nummer 4: Sei Achtsam

Achtsamkeit (mindfulness) ist der Schlüssel für ein bewusstes Leben.

Was bedeutet Achtsamkeit? Ein Definitionsversuch: In sich ruhend ganz präsent zu sein für das Leben. Es sind also zwei Aspekte wichtig: bei sich zu sein und präsent nach aussen. Es bedeutet also, dass man ganz im Augenblick ist, sich auf das konzentriert, was man gerade tut, sagt oder erlebt. Und dabei mit sich selbst verbunden zu sein. Es gehört auch dazu, dass man das, was in einem selbst geschieht, beobachtend wahrnimmt.

Wir sind also zunächst achtsam mit uns selbst. Am besten beginnt man mit achtsamem Atmen oder anders gesagt mit Meditation. Wir fühlen uns quasi von innen, wie ich schon früher beschrieben habe. Das ist die Grundlage dafür, auch im Aussen achtsam zu sein. Wenn wir in uns ruhen, können uns Emotionen nicht mehr überwältigen – oder wir erkennen sie nach einer gewissen Zeit. Wenn uns etwas ärgert, wütend oder traurig macht (oder auch begeistert), können wir uns beobachten. Wir atmen bewusst und fühlen die Emotion. Wir anerkennen, dass sie da ist und einen Sinn hat. Wir nehmen sie an, gehen noch etwas tiefer und fragen, was dahinter steckt. Das äussere Ereignis ist auf fruchtbaren Boden gestossen. Und genau dies erlaubt uns zu erkennen, was da ans Licht geholt werden soll. Es ist also sehr heilsam, wenn wir uns selbst beobachten können.

Zur Achtsamkeit uns gegenüber gehört auch, dass wir uns nicht verurteilen. Wir nehmen unsere Reaktion als ein Zeichen für unseren Bewusstseinszustand an und respektieren, dass wir so gehandelt haben, wie es uns im Moment gerade möglich war. Das gilt dann entsprechend auch für unsere Mitmenschen. Vergeben können wir ihnen aber nur, wenn wir uns selbst vergeben.

Frauenschuh im Bergsturzgebiet am Rossberg bei Arth-Goldau

Aus dieser inneren Haltung können wir der Aussenwelt achtsam begegnen. Es bedeutet, dass wir uns ganz auf das konzentrieren, was in diesem Augenblick geschieht oder was wir tun. Das hat sehr viel damit zu tun, im Augenblick zu sein (siehe Leben im Jetzt). Wenn wir mit jemandem sprechen, schenken wir dieser Person unsere vollständige Aufmerksamkeit. Wobei ein Teil der Aufmerksamkeit bei uns selbst bleibt. Wir hören zu ohne zu bewerten und ohne gleich unsere Meinung zu äussern. Und dabei beobachten wir uns selbst: was macht das mit mir? Wenn Emotionen hoch kommen, nehme ich sie beobachtend wahr. Wenn ich dann spreche, bin ich ehrlich und mitfühlend. Ich versuche nicht zu verletzen und greife nicht an. Ich weiss, dass meine Wahrheit nicht absolut ist und dass der andere die Sache anders sehen kann und aus seiner Sicht Recht hat. Thich Nath Hanh hat dem Thema achtsame Kommunikation ein ganzes Buch gewidmet.

Mit meiner Partnerin habe ich vereinbart, das wir achtsam miteinander umgehen wollen. Das bedeutet, dass wir bewusst, ehrlich und liebevoll sind. Wir wollen aufmerksam sein, damit nicht Routinen entstehen und wir nichts für selbstverständlich halten. Wir wollen vermeiden, in alte Rollen zu verfallen. Zur Achtsamkeit gehört auch, dass wir anerkennen, dass wir für unser Glück selbst verantwortlich sind. Der andere ist nicht dazu da, meine Bedürfnisse zu befriedigen.

Achtsames handeln bedeutet, dass ich das, was ich tue, mit meiner vollen Aufmerksamkeit mache. Das ist enorm kraftvoll – und die Grundlage für alle herausragenden Leistungen in Kunst und Sport. Erfolgreiche Künstlerinnen und Sportler gehen vollständig in ihrem Tun auf. Aber es geht auch einfacher: wenn ich trinke oder esse, bin ich voll darauf konzentriert. Na ja, ich bin es natürlich bei weitem nicht immer. Aber wenn ich es schaffe, mit allen Sinnen und Gedanken beim Genuss des Tees oder einer Frucht dabei zu sein, erlebe ich es viel intensiver, als wenn ich dazu noch die Zeitung lese. Achtsamkeit bedeutet also auch, dass wir uns vom Multitasking verabschieden. Wenn wir versuchen, mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen, kann das nicht gut gehen. Ich versuche das im Alltag und bei der Arbeit so zu handhaben, dass ich jeweils ein Ding nach dem andern erledige. So erscheinen übrigens viele Aufgaben nicht unbedingt als Stress: ich nehme mir eins nach dem andern vor und mache mir nicht schon Sorgen über das Nächste und Übernächste. Trotzdem würde es auch mir nicht schaden, manchmal einen Gang runter zu fahren und einfach auch einmal nichts zu tun. Nur zu sein.

Sehr gut üben kann man diese Form der Achtsamkeit in der Natur. Die Reize sind sehr subtil, wenn ich an das Zwitschern von Vögeln oder das Rauschen eines Bachs denke, an den Duft einer blühenden Sommerwiese oder von durch Sonnenstrahlen aufgewärmten Waldboden. Wer achtsam ist, nimmt die Schönheit der Natur viel intensiver wahr. Und natürlich handelt ein achtsamer Mensch entsprechend verantwortungs- und respektvoll.

Ja, durch Achtsamkeit wird die Welt bunter, werden die Töne intensiver – und wir werden innerlich ruhig!

Achtsamkeit als Trend
Achtsamkeit im Beruf
Den Verstand beobachten

 

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