Traumjob Herzlichkeitsbeauftragter

In einem Interview im Tages-Anzeiger, das Mathias Morgenthaler mit Bodo Janssen geführt und dokumentiert hat, zeigt der Hotelier, was bewusstes Führen bewirken kann. Er hat sein Unternehmen ganz darauf ausgerichtet, dass sich seine Mitarbeiter wohl fühlen. Der Schlüssel dazu besteht darin, sich selber zu kennen und mit sich selbst im Reinen zu sein – das gilt für Führungskräfte wie für Mitarbeitende. Den entscheidenden Schritt dazu machte Janssen nach einer Krise im Unternehmen, als er sich mit sich selbst auseinandersetzte und merkte, worauf es im Leben und bei der Führung eines Unternehmens ankommt.

IMG_7446.jpgDas Ergebnis habe ich schon oft selbst beobachten können. Wenn ich in ein Restaurant, ein Hotel, ein Geschäft (oder in eine Bibliothek) komme, merke ich sofort, ob hier jemand mit Herz bei der Sache ist. Wenn jemand seine Arbeit mit Freude macht, fühlt man das sofort. Und als Gast fühlt man sich einfach wohl. So habe ich das gerade letzte Woche auf einer Wandertour mit meiner Partnerin erlebt. Da ist jemand, der den Gästen freudig und aufmerksam begegnet.

Und Janssen zeigt, dass man dies als Führungskraft fördern kann. Nicht, indem man Prämien fürs Freundlichsein verspricht oder ein ständiges Lächeln verordnet.

Wenn unsere Angestellten das tun können, was sie gerne und gut tun, wenn sie in Balance sind und ihre Arbeit als sinnvoll erleben, dann sind sie ein Geschenk für jeden Gast. Gäste merken, ob die Hotelangestellten mit Begeisterung arbeiten, ob sie mit ihrer Aufmerksamkeit beim Gast sind, seinem Blick standhalten. Oder ob sie ausgenutzt werden, um dem Hotelbetreiber eine gute Rendite zu ermöglichen.

Bei kleinen Unternehmen oder Einzelunternehmen steht und fällt das mit der Person, die das Geschäft betreibt. Bei grösseren Unternehmen, wie bei Janssens Hotelgruppe, liegt es an der Leitung, einen entsprechenden Kulturwandel einzuleiten. Der Hotelier hat sich zunächst um sich selbst gekümmert, nachdem die Mitarbeitenden sich unzufrieden mit seinem Führungssteil geäussert hatten. Er ist in sich gegangen (bzw. ins Kloster) und hat sich mit Selbstführung befasst.

Mich konfrontierte es mit elementaren Fragen wie: Was macht mir Freude? Was sind meine Stärken? Wofür lebe ich? Das ist ein ganz anderer Ansatz als die Frage: Wovon lebe ich und wie optimiere ich die Einkünfte?

Heute gibt es im Unternehmen einen Herzlichkeitsbeauftragten, der von den Mitarbeitenden gewählt wird. Das klingt doch wirklich nach einem Traumjob, oder?

Das alles gilt natürlich nicht nur für das Geschäftsleben sondern auch für alle anderen Bereiche. Wenn wir uns und unsere Wünsche kennen, wenn wir das leben, was wir wirklich wollen, dann erhält unser Handeln eine ganz andere Kraft und Wirkung. Der Erfolg im weltlichen kommt dann von allein. Wer sich auf die äusseren Ziele (Geld, materiellen Erfolg, Anerkennung usw.) konzentriert, für den ist alles nur Mittel zum Zweck. Menschen ebenso. Wer mit sich selbst im Reinen ist, der geniesst den Augenblick und wertschätzt die Menschen. Und das fühlen die anderen Menschen – egal, ob sie nun Gast, Kunde, Mitarbeiter oder Partner sind.

Der Schlüssel ist also – wie immer – bei uns selbst. Wobei er in Unternehmen zuallererst bei der Leitung liegt. Also, liebe Führungskräfte: geht in euch, setzt euch mit euch selbst auseinander, lernt eure Wünsche und eure Ängste kennen. Und stellt den Menschen in den Mittelpunkt. So kommt auch der Erfolg , ganz nebenbei…

 

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