von Männern und Frauen

Nach meinen ersten Aktivitäten als Männerherz ist mir aufgefallen, dass vorwiegend Frauen auf mein Bekenntnis zu einem spirituellen Weg und die Bereitschaft darüber zu schreiben reagiert haben. Sei es in den Kommentaren zum Blog oder mit Likes auf Facebook oder in persönlichem Feedback. Es überrascht mich nicht, sondern bestätigt mein Gefühl, das wir Männer hier noch etwas Nachholbedarf haben. Das gilt auch für mich.

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Fallerfurgga zwischen Mulegns und Juf (Graubünden, Schweiz)

Zwar haben sich bisher nur sehr wenige Männer zu meinem Blog geäussert, doch fällt es auch mir nicht leicht, aktiv und offensiv auf Kollegen und Freunde zuzugehen und sie auf das Thema anzusprechen. Irgendwie ist der Weg vom bisherigen eher unverbindlichen Kontakt – meist im Rahmen von Aktivitäten in Sport, Verein oder ähnlichem oder bei der Arbeit – zu einem direkten Ansprechen der Herzensebene doch recht weit. Ich hatte schon gehofft, dass ich nach dem „Outing“ über Facebook und Blog häufiger direkt darauf angesprochen würde. Aber so leicht geht es offenbar nicht. Meine Herausforderung wird also sein, Freunde und Kollegen darauf anzusprechen – oder ihnen direkt auf der Herzensebene zu begegnen. Ich hatte da mal ein Erlebnis, das mir eigentlich zeigt, wie es gehen kann:

Vor etwa drei Jahren geschah es, dass ich die oberflächlichen Gespräche mit Arbeitskollegen nicht mehr aushielt. Bei einem Mittagessen zog ich mich unter einem Vorwand zurück, um allein zu sein und nicht mehr den Klatsch und Tratsch der Kollegen anhören zu müssen. Da sagte ich mir, das könne es nicht sein. Da waren Freunde unter den Kollegen, die ich nicht verlieren wollte. Also sagte ich mir, entweder können wir mit mehr Tiefgang miteinander sprechen oder es sind nicht wirklich meine Freunde. Und bei der nächsten Gelegenheit geschah es, dass ein Arbeitskollege in der Mittagspause etwas zu einer mühsamen Sitzung vom Vormittag sagte und meinte, das sei für ihn nun der Höhepunkt des Tages gewesen. Und statt über die Sitzung zu sprechen, fragte ich ihn, ob es denn sonst ein Problem gäbe. Und wir hatten ein wunderbares persönliches Gespräch. Ich merkte, dass ich wirklich offen für meinen Freund war, ihm mit echtem Interesse und offenem Herzen zuhören konnte. Die Zeit verging im Flug, und zum Schluss wunderte sich der Freund, was denn da eben passiert war. Er hatte mir sehr viel anvertraut, und ich konnte ihm meine Sicht von aussen geben. Es war eine sehr schöne Begegnung.

Ach ja, in der Überschrift habe ich ja von Männern und Frauen gesprochen. Eigentlich wollte ich auf etwas anderes heraus. Und spannend: bis vor kurzem wusste ich nicht, worüber ich meinen Beitrag schreiben wollte…

Kürzlich kam meine Partnerin zum Schluss, dass sie wohl etwas für Frauen anbieten werde. Sie hat ihre Ferien dazu genutzt, sich mit Kolleginnen und Freundinnen zu treffen. Und dabei ist sie immer wieder auf das Muster gestossen, dass sich viele ihrer Freundinnen sehr schwer damit tun, zu sich selber zu finden und zu stehen. Und sehr oft spielt dabei ein vorhandener oder eben nicht vorhandener Partner eine wichtige Rolle. Ich fand es spannend, dass meine Partnerin auf einer anderen Grundlage und mit einem anderen Zugang einen ganz ähnlichen Schluss gezogen hat wie ich: Sie möchte etwas für Frauen anbieten (einen Kurs, eine Gruppe, eine Beratung…), und ich habe mich dafür entschlossen, etwas für Männer zu machen. Zunächst mit diesem Blog, bei dem es aber nicht bleiben muss. Was steckt dahinter? Warum kommen wir auf die Idee, jeweils für das eigene Geschlecht etwas zu unternehmen? Weshalb getrennt und nicht gemeinsam für Paare?

Es geht keineswegs gegen das jeweils andere Geschlecht. Wenn ich sage, ich mache was für Männer, sind Frauen natürlich herzlich eingeladen, dies auch zu lesen (und eventuell ihrem Partner zu zeigen, besten Dank…). Aber wir neigen dazu, uns sehr schnell im aussen zu orientieren, und dazu gehört auch das andere Geschlecht. Bevor wir aber zu einer neuen Form der Partnerschaft kommen, müssen wir zuerst mit uns selbst ins Reine kommen. Nur wenn wir uns selbst lieben, können wir andere und können uns andere lieben. Wer im anderen seine Rettung, seinen Anker sucht, der wird höchst wahrscheinlich das Gleiche erleben und durchleiden, das er/sie schon früher durchlebt hat. Wenn ich also als Zielpublikum Männer anspreche (und meine Partnerin Frauen), geht es darum, dass wir uns zuerst einmal selbst kennen und lieben lernen. Wenn wir nicht glücklich sind, sollten wir nach innen schauen – und nicht jemand anderem die Schuld geben oder gleich nach einem neuen Partner Ausschau halten, der uns dann glücklich machen soll. Es geht um uns. Deshalb scheint es mir sinnvoll, wenn wir uns zuerst einmal als Männer wieder neu finden (und gleichzeitig die Frauen sich selbst) und unsere Verstrickungen und Abhängigkeiten erkennen. Wenn wir dann mit uns im Reinen sind, können wir den Schritt nach aussen wagen – und es werden sich neue Türen öffnen.

Vielleicht kann die bisherige Partnerschaft auf einer völlig neuen Grundlage erneuert werden, vielleicht findet sich dann eine neue Partnerin, der wir auf Herzensebene begegnen können. So ist das mir geschehen, wofür ich sehr dankbar bin!

2 Gedanken zu “von Männern und Frauen

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