sich wichtig nehmen

Ich habe den Eindruck, dass bei politischen oder gesellschaftlichen Diskussion kaum jemand an einem Austausch von Meinungen und Argumenten interessiert ist. Es geht nicht darum, die Argumente des anderen zu hören, sie abzuwägen, zu verstehen und ihnen allenfalls sogar zuzustimmen – es geht in diesen Debatten nur darum, seine eigene Meinung rauszuposaunen. Und jeder/jede nimmt sich ungemein wichtig. Wenn ich jetzt nicht gegen dies oder jenes kämpfe, indem ich meine Meinung klar und deutlich (und sehr einseitig) kund tue, dann geht die Welt unter. Etwa so. Weiterlesen

Ich kann nicht singen

Kennst du das? Die Vorstellung, dass du etwas nicht kannst ohne dass du es je wirklich versucht hast? Durch solche Muster schränken wir uns ein und verhindern, dass wir neue Erfahrungen machen und uns weiter entwickeln können. Han Shan beschreibt in seinem Buch „Achtsamkeit: Die höchste Form des Selbstmanagements“ (Kapitel 2) das Funktionieren des Verstands. Aus allem, was wir wahrnehmen (und interpretieren, bewerten) zimmert er ein Gedankengebäude, das wir für unsere Wirklichkeit halten. In dieses Raster presst er unsere ganze Persönlichkeit und damit verbauen wir uns die Möglichkeit uns abseits der ausgetretenen Pfade zu bewegen.

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Du hast es in der Hand

Ich habe in letzter Zeit öfters über „das Grosse Ego“ geschrieben, und was das für uns selbst heisst. Im Zusammenhang mit der Kündigung des Klimaschutzabkommens sieht man sehr schön, was die Ego-Politik bewirkt und auslöst. Zum einen ist es (natürlich) politisch verwerflich, wenn der grosse Umweltverschmutzer USA sich aus der internationalen Verantwortung verabschiedet. Dies kann ein Weckruf für die anderen Staaten sein, sich jetzt erst recht für einen effektiven Klimaschutz einzusetzen. Da scheint mir Angela Merkels Reaktion die richtige. Ganz im Gegensatz zur Argumentation von SVP-Exponenten in der Schweiz, die finden, die Schweiz sei zu klein, stosse somit nur wenig Schadstoffe aus und müsse bei einem solchen Abkommen nicht dabei sein. Wobei der nächste Schritt dann darin bestünde, die Einschränkungen zugunsten des Klimas aufzuheben. Falscher geht es nicht. Ich gehe davon aus, dass diese Politiker auch als Menschen und für sich selbst so argumentieren: Ich bin ja nur eine Person, was kann ich schon machen? Was bringt es, wenn ich mich einschränke in meiner Mobilität oder mehr bezahle für nachhaltige Energien? Und dann gibt es noch das Trittbrettfahrer-Syndrom – was ist, wenn ich meinen Beitrag zum Klimaschutz leiste, aber andere nicht? Ich schränke mich ein und die anderen profitieren? Ich bin doch nicht blöd!  Weiterlesen

Immer wieder das Ego

Ich habe dem Ego ja schon einige Beiträge gewidmet. Aber da es sich immer wieder in den Vordergrund drängt, möchte es offenbar nochmals beschrieben werden. Nun denn: Neulich sah ich Bilder vom Treffen von Staatschefs. Da gab es diese Szene, als der US-Präsident Donald Trump seinen Amts-„Kollegen“ aus Montenegro rüde zur Seite schiebt, damit er den ihm gehörenden Platz in der Mitte einnehmen kann. Dann wirft er sich in Pose für ein Gruppenbild. Diese Geste und diese Haltung sind wieder einmal Ego pur. Es ist für mich faszinierend, dies so in aller Klarheit vorgeführt zu kriegen. Und ich bin mir sicher, dass dies genau deswegen so geschieht: Wir sehen hier das unverstellte, das „reine“ (so es denn rein sein kann) Ego. Dieses grosse Ego, das die kranke Seite unseres Seins und unserer Gesellschaft darstellt. Seht her, schreit es von den Bildern, seht her! Hier bin ich! So bin ich! Bin ich nicht grossartig? Aber nein, nicht alle sehen mich in voller Pracht! Na warte, wer sich mir in den Weg stellt, wird beiseite geräumt. Ha! Jetzt habe ich es dir aber gezeigt. Macht ihr jetzt das Foto? Leider müssen diese anderen Looser auch noch drauf. Eigentlich schade um das schöne Bild von mir… Also: das Ego nimmt sich selbst am wichtigsten und drängt sich in den Vordergrund. Weiterlesen