In letzter Zeit bin ich immer wieder auf Aussagen gestossen, bei denen es um das wichtigste Prinzip geht. Spannend finde ich, dass man von unterschiedlichen Kulturen und mit unterschiedlichen Begriffen immer das Gleiche meint: Unser Weg zum Glück bedeutet, dass wir anerkennen, dass unser Innerstes gut ist. Das ist doch eigentlich ganz einfach, oder?
Manchmal stolpern wir über bestimmte Begriffe, zum Beispiel wenn es in Ein Kurs in Wundern heisst „ich bin, wie Gott mich schuf“ (Übung 110). Möglicherweise hast du Mühe mit dem Begriff „Gott“, vielleicht mit „Heiligkeit“. Ich halte es da wie Eckhart Tolle: Begriffe sind nur Wegweiser. Sie sind nicht so wichtig. Nenne es so, wie es für dich stimmt. Wichtig ist nur, dass das Prinzip stimmt. Hier geht es also darum, dass du anerkennen darfst, dass du im Kern gut, ja sogar göttlich bist. Dass alles in Ordnung ist und du genau so bist, wie du sein sollst. Wobei – kleine Einschränkung – dies bezieht sich auf deinen wahren Kern, dein wahres Selbst. Im Aussen kann durchaus das eine oder andere verbesserungsfähig sein… Es heisst also nicht, dass du dich um nichts kümmern musst und dich wie ein richtiges A* verhalten sollst. Sondern, dass du – auch wenn du Unrecht getan hast – im innersten ein Teil des grossen Ganzen bist. Ich anerkenne also, dass ich ein Teil der Schöpfung bin.

Der nächste Schritt (manchmal geschieht er auch zuerst) besteht darin, dass du genau dies auch für alle anderen tust: anerkenne den edlen Teil in jedem Menschen (so nennt es Jack Kornfeld in „Das weise Herz: Die universellen Prinzipien buddhistischer Psychologie“ als erstes Prinzip der buddhistischen Psychologie), bzw. anerkenne das Göttliche bzw. die Heiligkeit in jedem anderen Menschen. Der Gruss „Namaste“ bedeutet ja genau dies: ich anerkenne die Göttlichkeit in dir. Auch dies gilt wirklich für alle. Zu Beginn dürfte es einfacher sein, dies bei Menschen zu üben, die wir lieben und schätzen. Aber auch Menschen, die sich „schlecht“ verhalten, darfst du so behandeln. Du wirst erkennen, dass sie nicht anders können. Statt sie zu hassen oder zu verurteilen, kannst du sie nehmen wie sie sind und sie als Teil der Schöpfung anerkennen. Ich denke, das ist überhaupt das Wichtigste, was du tun kannst. Gut, du kannst dich dann auch noch fragen, was es für dich bedeutet, dass das gerade dir und gerade jetzt geschieht.
Ein weiterer Schritt (auch dieser geschieht manchmal zuerst, manchmal erst später) besteht darin, dass du die Verbundenheit mit allem fühlst. Mit allen und allem. Kornfeld nennt dies das zweite Prinzip der buddhistischen Psychologie: Unsere innerste Natur ist Mitgefühl. Es entsteht aus unserer Verbundenheit mit allen Dingen. Wobei kein Unterschied gemacht wird zwischen Dingen und Menschen. Verbundenheit geht ja davon aus, dass da verschiedene Dinge sind. Letztlich geht es um die Erkenntnis, dass alles eins ist – womit wir wieder am Anfang sind: alles ist „Gott“ und „Gott“ ist in allem und jedem. Und wenn du dies auch wirklich lebst, bist du das Licht dieser Welt. Du wirst nur im Einklang mit dem Ganzen handeln. Es ist dann unmöglich, dass du anderen schadest oder „schlecht“ handelst.
Im Kurs in Wundern heisst es, es verändere alles, wenn man seine eigene Heiligkeit anerkenne, wenn man sich als Gottes Schöpfung anerkenne. Kornfield meint mit seinem ersten Prinzip der buddhistischen Psychologie genau das Gleiche. Ich anerkenne den edlen Teil in jedem Menschen (auch in mir). Er beschreibt eine Übung, die damit beginnt, seine eigene innere Güte zu erkennen – und dies dann auf alle Menschen anzuwenden. Es ist ja so einfach…
Sehr schön geschrieben! danke dafür!
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