In Rollen gefangen

Es ist ja schon faszinierend, wie wir es schaffen, uns in bestimmten Rollen einzurichten, uns dadurch einzuschränken, uns unzufrieden oder unglücklich zu machen – und dies alles nicht hinterfragen zu können. So ist es jedenfalls lange Jahre mir ergangen. Und parallel dazu meiner damaligen Ehefrau. Erst nach der Trennung haben wir es geschafft, dies zu erkennen und befreit unseren Weg zu gehen.

Ich kann da vor allem für mich sprechen, aber die Mutter meiner Kinder hat gerade eine Website veröffentlicht, auf der sie ebenfalls entsprechende Gedanken teilt. Für mich war nach der Trennung klar, dass wir zu sehr verstrickt waren, um uns gemeinsam befreien und gemeinsam einen neuen Weg gehen zu können. Und diese Verstrickung bezieht sich auch auf die jeweiligen Rollen. Wie so viele Männer habe ich mich in einer Rolle eingerichtet, die sich rund um die Funktion des Ernährers gebildet hatte. Es war ein wichtiger Beitrag für die Familie, gab meinem Leben einen Sinn oder zumindest einen bedeutsamen Zweck. Aber gleichzeitig bildete diese Rolle auch einen wichtigen Teil meiner Identität, meines äusseren Ichs. Und dieses äussere Ich erwartete, dass es für diesen „Dienst“ belohnt wird. Durch Liebe, Anerkennung, Zärtlichkeit, Lob und vieles mehr. Dem zugrunde lag ein Mangel an Liebe und eine Angst vor Verlust. Es war seit frühester Kindheit meine Strategie gewesen, durch Wohlverhalten Liebe zu gewinnen. Aber diese Liebe stand auf wackligen Füssen und entsprechend gross war die Verlustangst. Und natürlich waren mir diese Zusammenhänge damals nicht bewusst. Heute weiss ich, dass ein solch bedürftiges Wesen sein Glück im aussen sucht, wo es nicht zu finden ist. Und die Partnerschaft dieses Wesens muss dann fast zwangsläufig eine abhängige sein. Das findet dann seinen Ausdruck auch – oder gerade – in der Sexualität. Sie dient zur Belohnung oder Nichtbelohnung, zur Zusicherung seiner Gefühle, zum Überdecken der Angst oder/und zum Beweis der „Liebe“.

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Kommt dir das irgendwie bekannt vor? Der wichtigste Schritt, dies aufzulösen besteht darin, dass du dein Glück nicht im aussen suchst sondern in dir selbst. Erst wenn du dich liebst, kannst du andere lieben. Und dazu musst du zuerst dich so annehmen, wie du bist, dich akzeptieren – und dir liebevoll vergeben. Du darfst dir zugestehen, dass du es so gemacht hast, wie es dir möglich war. Du hast dein bestes gegeben – und die anderen (dein Partner, deine Eltern…) auch. Und dann kannst du dich langsam von den alten Mustern lösen. Und dann tun sich neue Wege auf. Ich musste herzlich lachen, als mir bewusst wurde, dass die Mutter meiner Kinder nun anderen Frauen auf dem Weg zu ihrer Weiblichkeit hilft und ich ein Blog für Männer betreibe. Das wäre – jedenfalls für mich – in den alten Rollen nicht möglich gewesen.

Und falls du als Mann daran interessiert bist, dich mit deiner Männlichkeit auseinanderzusetzen, melde dich doch bei mir. Wir werden dann sicher einen Weg finden. Lassen wir uns überraschen!

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