Das Thema Bewusstsein im Beruf wird mich bestimmt noch öfters beschäftigen. Das ist (nicht nur) für Männer ein zentraler Aspekt. Ich erinnere mich, wie ich meine Frau bat, auf mich zu warten. Sie war auf dem Weg zu sich selbst und hatte sich offensichtlich verändert. Ich dachte, dass es für mich momentan nicht möglich sei, neben allen beruflichen und familiären Verpflichtungen mich intensiv meiner inneren Entwicklung zu widmen. Ich konnte es mir doch nicht leisten, mich regelmässig ruhig hinzusetzen, zu meditieren und in meiner Freizeit Kurse oder Retreats zu besuchen! Ich hatte einen verantwortungsvollen Job und war schliesslich der Ernährer der Familie! Kommt dir das bekannt vor?
Na ja, es war dann doch nicht aufzuhalten. Die Vorstellung, bis zur Pensionierung zu warten mit der Zuwendung zum Bewusstsein, finde ich heute belustigend. Ein Schlüsselerlebnis war für mich der Song von Incubus „if not now, when?“ Der Refrain mit seinem „it’s time“ sprach mich direkt und persönlich an.
I’ve waited all my life
If not now, when will I?
Stand up and face the bright light
Don’t hide your eyes
It’s time
Es wurde mir klar, dass damit genau ich gemeint war. Wenn nicht jetzt, wann dann? Eine buddhistische Weisheit, wunderbar verpackt in einem Song einer meiner Lieblingsbands. Vielleicht spielt dieser Text heute für dich diese Rolle? Ja, genau du bist gemeint, sonst würdest du diese Zeilen jetzt nicht lesen…
Hast du auch Angst, wie ich damals, dass du nicht mehr richtig funktionierst, dass du deinen Job nicht mehr richtig machst, wenn du dich deinem inneren Weg widmest? Es kann gut sein, dass du dann merkst, dass dich dein Job gar nicht wirklich erfüllt. Dass du dich aufreibst und eine Rolle spielen musst, die dir eigentlich nicht zusagt. Es kann aber auch sein, dass du deine Arbeit viel lockerer angehst. Dass du weniger gestresst bist, weil du dich klarer abgrenzen kannst. Du getraust dich, Nein zu sagen – und es wird akzeptiert. Oder du siehst, dass du in deinem beruflichen Umfeld eine ganz neue Aufgabe kriegst. Vielleicht darfst du das Bewusstsein in deine Arbeit einbringen – und langsam verändert sich dieses Umfeld.
Du denkst, dass das bei deiner Arbeit nicht möglich sei? Es kommt nicht darauf was du machst, sondern wie du es machst. Mache es von Herzen, mit Hingabe. Geniesse es und schenke den Menschen um dich deine volle Aufmerksamkeit. Wenn das nicht geht, musst du dir überlegen, einen anderen Job zu suchen. Aber frage dich zuvor, was es für dich gerade jetzt bedeutet, diesen Job mit diesen Problemen (aus deiner Sicht jedenfalls) zu machen. Musst du/darfst du etwas lernen? Dann solltest du dich dieser Herausforderung stellen. Es geht nicht darum zu kämpfen und dich durchzusetzen. Es geht darum, die Situation anzunehmen und dann zu fühlen, was passiert. Fühlst du Widerstand? Das ist das kleine Ich, das Ego, das sich wehrt.
Ich habe neulich selbst eine spannende Erfahrung gemacht: vom obersten Management wurde uns eine Vorgabe gemacht, die komplett dem widerspricht, was wir in unserem Team erarbeitet hatten. Und von dem wir überzeugt sind, dass wir es gut gemacht haben. Ich bin mir sicher, dass die verordnete Massnahme für unseren Bereich sehr schädlich ist. Zunächst regte ich mich auf, wurde wütend und habe das auch in einer Teamsitzung zum Ausdruck gebracht. Dann ging ich in mich, und ich merkte, dass das Management aus seiner Sicht eigentlich das Beste will. Die folgende Woche konnte ich dann eine eigene Idee (in anderem Zusammenhang) dem Management vorstellen. Ich ging mit einer ganz positiven Einstellung in diese Sitzung. Vor meiner Präsentation konzentrierte ich mich darauf, Licht in diese Runde zu bringen. Die Reaktion auf meine Idee war wohlwollend. Eine Woche danach erfuhr ich, dass das Management zudem in jener Sitzung auf seinen früheren Beschluss zurückgekommen ist und die erwähnte Massnahme aufgeschoben hat. So schnell kann es gehen…
supper cool, dass du das als Mann schreibst und erlebst!
Gruss Katharina
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