Erster Männer-Hike

Die Beine und Schultern sind etwas müde, aber ich möchte trotzdem noch taufrisch vom ersten Männer-Hike berichten. Und wieder staunen wir, wie gut sich alles fügt. Wie genau die Richtigen bei einer Gruppe zusammenkommen. Wie schnell wir Vertrauen fassen und sich ein Team bildet. Wie gut fremde Männer zueinander finden und wie gut uns diese Gemeinschaft tut. Der erste Männer-Hike war also rundum erfolgreich und bereichernd.

In der Woche vor dem geplanten Wochenende für die Wanderung verkündeten die Wetterprognosen das Ende des Hochsommers mit starkem Regen und Temperatursturz. Hannes und ich beschlossen deshalb am Mittwoch, die Route vom Glarnerland in den Jura zu verlegen. Dort war deutlich besseres Wetter angesagt, zudem war das Feuerverbot gegenüber Glarus etwas gelockert. Wir informierten unsere sechs Teilnehmer und verabredeten uns am Freitagmorgen um 10 Uhr in Brugg. Unser Ziel war dann der Jura-Höhenweg mit den Etappen Brugg-Staffelegg, Stafelegg-Hauenstein, Hauenstein-Olten – oder so ungefähr. Denn wir wussten ja nicht, wie schnell wir mit der Gruppe vorankommen und wo wir genau übernachten würden.

Diese Ungewissheit ist Teil des Konzepts des Männer-Hikes. Wir rekognoszieren nicht im Voraus und versichern uns nicht gegen alle Eventualitäten. Im Gegenteil, wir ziehen drauf los und lassen uns vom Augenblick leiten. Die erste Überraschung war die Zusammensetzung der Gruppe: 6 Männer (plus Hannes und ich) zwischen 30 und 62, die sich auf dieses Abenteuer einlassen wollten. Der erste kleine Schreck gleich bei der Begrüssung: Obschon Hannes versucht hatte, die Mitnahme der Zelte zu koordinieren, hatten wir offenbar eines zu wenig. Der nächste Schreck betraf die Ausrüstung und die Bepackung der Rucksäcke: Das sah nach viel zu viel Material aus trotz entsprechender Mahnung in unserem Informationsschreiben. Ich bin durch eine harte Schule gegangen, bei der jedes Gramm zählt. Und die Jungs hatten Material dabei, u.a. ein voluminöses und wohl 5kg schweres Dreierzelt (in dem schliesslich doch nur zwei Platz fanden). Wir starteten dann ohne zusätzliches Zelt, dessen Kauf wir uns im Sportgeschäft in Brugg noch überlegt hatten. Es ging dann doch auf, weil wir das Tarp zu dritt nutzen konnten. Und am zweiten Abend zauberte einer der Männer eine Flasche Weisswein und fünf Zinnbecher aus seinem Rucksack, die er die ganze Zeit mitgetragen hatte… Das waren allein schon etwa 1.5 kg Bonusgewicht.

Bevor ich auf Details der Wanderung eingehe, zuerst etwas zur Erkenntnis über diesen Männer-Hike allgemein: Unsere Idee, wir könnten auf dieser Wanderung einer Gruppe unbekannter Männer die Natur, die Bewegung und das Draussensein näher bringen, ist total gut aufgegangen. Einige gerieten zwar an körperliche Grenzen, doch schafften alle die Tour und waren zum Schluss müde, aber glücklich. Und noch etwas: Wir dachten auch, dass wir während des Wanderns und beim gemeinsamen Kochen und Essen das eine oder andere gute Gespräch führen könnten. Auch das hat sich voll bestätigt. Auch wenn wir keine Übungen machten und keine offiziellen Gesprächsrunden veranstalteten, ergaben sich immer wieder tiefgehende Gespräche. Die Männer öffneten sich sehr schnell und erzählten von ihren Themen, die sie gerade beschäftigen. Auch untereinander waren sie schnell auf einer sehr persönlichen Ebene. Das gipfelte in einem Erlebnis in einem Gasthaus: Der Wirt erzählte uns, wie er nach einer schweren Krankheit gelernt habe, das Leben ruhiger zu nehmen und es bewusst zu geniessen. Und dann sagte er zwei Mal, er wisse nicht, weshalb er das jetzt uns erzähle. Wir wussten es schon: die Runde steckte mit ihrer Offenheit und Fröhlichkeit zum Austausch an! Wir haben auf der Wanderung auch viel über unsere anderen Formen der Männerarbeit gesprochen: über unser Seminar Männer 2.0 und über die Manngeburt. Der Hike könnte hier als niederschwelliger Türöffner dienen, denn die Männer hörten interessiert und fasziniert zu, was wir über diese Möglichkeiten berichteten.

Für Hannes und mich ist nach diesem Erlebnis klar, dass wir nächstes Jahr wieder einen oder zwei Männer-Hikes durchführen werden. Das Format funktioniert ganz wunderbar. Und wir konnten zum Schluss von allen Teilnehmern hören, dass es ihnen sehr gut gefallen und gut getan hat. Und wir konnten uns dafür bedanken, dass sie sich auf das (kleine) Abenteuer einliessen und uns und unserer Führung vertrauten.

Einige Erlebnisse sollen zeigen, wie wunderbar sich die Dinge fügten. Wir wussten ja nicht, wo wir übernachten würden. Am Nachmittag des ersten Tages schauten wir uns auf der Staffelegg um und und sahen keinen geeigneten Schlafplatz. Wir zogen uns zur Beratung in das lokale Restaurant zurück. Wir beschlossen, es beim Seminarhaus Hertzberg zu versuchen. Nach einem etwas steilen Aufstieg kamen wir zum Seminarhaus und dem dazu gehörigen Bauernhaus. Die Gruppe wartete beim Bauernhaus, Hannes und ich gingen zur Rezeption und fragten, ob wir die Feuerstelle fürs Kochen benutzen dürften. Und wir durften! Und man bot uns gleich noch an, auf einer Wiese beim Zentrum unsere Zelte aufzuschlagen. Und die Cafeteria zu benutzen. Als wir mit der frohen Botschaft zur Gruppe zurückkamen, war schon der Bauer auf sie zugekommen und hatte seinerseits anerboten, wir könnten auf einer Wiese oberhalb des Hofs übernachten. Wunderbar! Wir entschieden uns dann für das Seminarhaus mit seiner Infrastruktur. Und schon bald köchelte unser Zucchini-Risotto auf dem Feuer, wobei sich ein Teilnehmer als gelernter Koch outete und uns bekochte. Und zwei andere Männer überraschten uns mit Bier, das sie im Zentrum organisert hatten.

Am zweiten Abend kündigten dunkle Wolken eine heraufziehende Regenfront an. Wir waren bei Froburg angekommen, wo es ein Restaurant gab. Die Gruppe ging voraus ins Restaurant, während Hannes und ich in der Umgebung einen Schlafplatz suchten. Wir fanden einen idealen Schlafplatz, leider ohne Feuerstelle. Dies und der nun einsetzende Regen liessen uns der Gruppe vorschlagen, doch während des Regens im Restaurant gediegen das Abendessen einzunehmen und anschliessend die Zelte aufzustellen für die Übernachtung. Die Gruppe war sehr angetan, und das Essen war sehr lecker. Als wir fertig gegessen hatte, hört der Regen auf, und wir konnten uns beim Schlafplatz einrichten. Für uns war das wiederum eine Bestätigung dafür, dass sich die Lösungen von alleine ergeben.

Mehr sei hier nicht verraten. Aber vielleicht habe ich Dich „gluschtig“ gemacht auf das Abenteuer eines Männer-Hikes? Bleib dran, wir werden eine zweite Ausgabe ankündigen.

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