Ich beobachte in jüngster Zeit – also in der Corona-Zeit, wie wir Menschen uns wie selbstverständlich trennen und spalten. In den Medien, vor allem den sozialen Medien, nehme ich wahr, wie wir uns in zwei Lager trennen. Das scheint einem menschlichen Bedürfnis zu entsprechen, und ich möchte heute diese Tendenz zur Trennung und Spaltung betrachten.
Zu welchem Lager gehörst du? Zu den „Corona-Leugnern“ bzw. den „Corona-Rebellen“ oder den „Vernünftigen“, die dem Schutz vor der Verbreitung des COVID-19 vieles bis alles unterordnen? Bist du für einen möglichst strengen Lockdown oder für eine Lockerung der Zwangsmassnahmen? Bist du mit den Massnahmen der Regierung einverstanden? Oder demonstrierst du gegen diese Zwangsmassnahmen? Findest du die andere Gruppe gefährliche Verschwörungstheoretiker, verantwortungslose Egoisten, die deine und unsere Gesundheit gefährden? Findest du die andere Gruppe gutgläubige Schafe, die sich auf die Schlachtbank führen lassen und die ihre Grundrechte leichtfertig weggeben?
Was sagst du über einen, der den Maskenzwang kritisiert? Was hältst du von jemandem, der gegen die Einschränkung der Grundrechte demonstriert? Wie bezeichnest du einen, der die Lösung des Problems in einer Impfung sieht und fordert, dass sich alle impfen lassen müssen?
Ich möchte an einem konkreten Beispiel zeigen, wie schwierig, ja fast unmöglich ist, eine differenzierte Meinung zu vertreten. Der Intensivmediziner Marc Christian hat auf YouTube ein Video geteilt, das er mit „Ein Appell zum rationalen, vernünftigen und wissenschaftlichen Umgang mit der aktuellen Situation und Lage hinsichtlich SARS-CoV-2“ beschreibt. Inhaltlich geht er auf das Problem der Angst ein, die von vielen Akteuren in dieser Krise geschürt wird und so gesundheitsschädigend ist. Aus Sicht des praktischen Arztes verschreibt er die Folgen der Zwangsmassnahmen und äussert sich kritisch gegen die Maskenpflicht. Er kritisiert, dass die Vorsorge kaum thematisiert wird, dass Praktiker und Pflegepersonal kaum gehört werden, nicht in den Beratungsgremien vertreten sind – und dass es bei der ganze Sache nicht wirklich um die Gesundheit der Menschen gehe. Sonst würde man nämlich anders handeln.
Was meinst du, ist er ein verantwortungsbewusster Arzt, der die Gesellschaft zu Recht aufrüttelt und auf Missstände aufmerksam macht? Oder ist er einer, der den Verschwörungstheoretikern zuarbeitet, der die Massnahmen der Regierung untergräbt und die wissenschaftlichen Erkenntnisse nicht berücksichtigt? Ich bin zuerst auf Facebook auf das Video aufmerksam gemacht worden. Ein Freund hat es geteilt mit dem Kommentar: „Was für ein ruhiger, sachlicher und herzlicher Mediziner.“ Und darunter ein Kommentar einer anderen Person: „Ja, immer wieder das selbe Muster … Da redet einer im weißen Kittel von Dingen, von denen er nix versteht und das gleich in der Öffentlichkeit. So ein Trottel! Hätte er nicht vielleicht erst mal mit einem Virologen und einem Epidemiologen reden können, wenn er die Ziele, Messungen und Vorgehensweisen nicht versteht? Muss er aus seiner fehlenden Kompetenz heraus gleich wieder Wasser auf die Mühlen der irrenden Ängstlichen kippen?“
Beide Kommentierenden berufen sich anschliessend auf Fakten, wobei der Freund, der den Beitrag teilte, auf eine Seite verweist, die Swiss Propaganda Research heisst und (angebliche) Fakten u.a. zu Covid-19 veröffentlicht. Der zweite Kommentator verweist auf Drosten, RKI und andere offizielle Quellen.
Zurück zum zweiten Kommentator, der sich über diesen Arzt aufregte, der von Virologie und Epidemiologie keine Ahnung habe. In der Folge hat er in dieser Diskussion auf Facebook versucht, den teilenden Freund zu belehren, und zwar mit Fakten. Er schrieb in einem Kommentar, dass er auch für die stummen Mitlesen schreibe, die vielleicht noch unschlüssig seien und sich indirekt über Kommentare bilden möchten.
Beide versuchen also über ihre Facebook-Posts und Kommentare die Mitlesenden von ihrer Position zu überzeugen – obschon beiden ziemlich klar ist, dass das selten erfolgreich ist.
Und es wird noch komplizierter: Während ich diesen Beitrag schreibe, wird das eingangs erwähnte Video von Marc Christian vom Netz genommen. Es heisst nun (17.5., 18:30), das Video sei privat. Ich hatte noch um 17 Uhr das Video aufgerufen und die Kommentare durchgeschaut, und war dabei positiv überrascht, wie wohlwollend diese waren. Der Tenor lautete, es sei gut/höchste Zeit, dass sich Ärzte kritisch in die Debatte einmischten. Manche Verweise gingen in die Richtung Wissenschaft 2020 und andere Sprachrohre der regierungskritischen Akteure, doch die Mehrheit war zurückhaltend in der Wortwahl und positiv.
Möglicherweise hat Marc Christian (der seinen Nachnamen nicht nannte) das Video aus eigenem Antrieb vom Netz genommen. Möglicherweise wurde es ihm von seinem (nicht genannten) Arbeitgeber nahegelegt. Möglicherweise war diese von „oben“ unter Druck gesetzt worden. Spannend auch diese Mutmassungen. Und irgendwie passend zum Ganzen. Ich hatte meinen Beitrag eigentlich unter anderen Vorzeichen begonnen, nun diese unverhoffte Entwicklung.
Ich habe den Beitrag mittlerweile auf der Schweizer Plattform medinside.ch gefunden, wo man ihn noch anschauen kann. Hier wird auch gesagt, dass Marc Christian Schäufele als Oberarzt Anästhesiologie, Intensiv- und Notfallmedizin am Universitätsspital Zürich (USZ) arbeite.
Worauf ich hinaus wollte – und will: Wie wäre es, wenn wir dem Gegenüber mal einfach zuhörten? Wenn wir nicht gleich werteten und in richtig oder falsch einteilten? Meine kurze Recherche zu den von den Opponenten erwähnten Fakten und Hintergründen zeigt, dass beide zum Teil Recht haben und zum Teil voreingenommen die Argumente des anderen ausblenden. Wobei: die von meinem Freund zitierte Faktenplattform ist verdächtig nahe bei Verschwörungstheoretikern – und sie agiert anonym. Für mich ist sie damit unglaubwürdig und zumindest tendenziös. Der Bericht des Arztes macht auf mich einen sehr aufrichtigen Eindruck. Die Kritik, die er äussert, ist fundiert und als persönliche Meinung klar deklariert. Diese kritischen Fragen sind absolut wichtig. Wer diese Aspekte ausblendet und gleich in der Kiste für Verschwörungstheoretiker entsorgt, der schliesst ganz wichtige Aspekte aus. Und er verhindert, dass sich das System verbessert.
Weshalb tut man das? Weshalb werden konstruktive Kritiker als Verschwörungstheoretiker abgestempelt und – eventuell – sogar mundtot gemacht? Wir brauchen andere Sichtweisen, andere Perspektiven, um uns ein vollständiges Bild verschaffen zu können. Unsere eigene Perspektive ist immer eingeschränkt. Und was hindert uns daran? Was bewirkt, dass wir Andersdenkende schubladisieren und ihnen das Label „Trottel“ oder „Idioten“ verleihen? Dass wir sie einschüchtern, niederschreien oder verstummen lassen?
Wenn es um Trennung geht, um das Gegeneinander statt Miteinander, ist immer das Ego im Spiel. Das Ego ist der unbewusste Anteil in uns, der vorgibt „ich“ zu sein. Dieser unbewusste Teil lebt in ständiger Angst. Seine ursprüngliche Angst ist die zu sterben, ausgelöscht zu werden. Das Ego erträgt es nicht, unrecht zu haben. Es muss sich über andere stellen und ihnen zeigen, dass es besser ist, dass es alles besser weiss. Es muss anderen überlegen sein. Und es trennt. Es teilt die Welt in Gut und Böse, in jene die für mich sind und jene, die gegen mich sind. Und weil die Wirklichkeit etwas komplizierter ist, denkt es sich diese etwas einfacher. Wenn etwas nicht rund läuft, wird ein Schuldiger gesucht. Im Extremfall werden dunkle Machenschaften unterstellt, und man ist bei den Verschwörungstheorien. Hier versucht ein überforderter Verstand Schuldige für nichtverstandene und nicht erwünschte Entwicklungen zu benennen. Und es lebt in ständiger Angst.
Was wäre die Alternative? Liebe ist die verbindende Kraft. Wenn wir in der Liebe sind, können wir fühlen, dass auch Argumente anderer berechtigt sind. Hier sind die einen, die sich schützen wollen, die Angst haben vor Krankheit und Tod. Sie befürworten Massnahmen zur Eindämmung des Virus, auch wenn die eigene Freiheit und die anderer eingeschränkt wird. Da sind die anderen, die diese Einschränkungen nicht gutheissen, die unter den Zwangsmassnahmen leiden, die Kollateralschäden befürchten usw. Kannst du die andere Seite wenigstens ein ansatzweise verstehen? Kannst du dir vorstellen, dass einer, der z.B. die Maskentragpflicht kritisiert nicht gleich ein Alu-Hut oder Verschwörungstheoretiker ist? Und du, als Freidenker und Freiheitsliebender, kannst du anerkennen, dass ein anderer die Schutzmassnahmen für sinnvoll und wichtig hält? Dass er einer Lockerung skeptisch gegenüber steht?
Du kannst noch weiter gehen: entdeckst du in dir selbst das, was dich bei anderen so ärgert? Erkennst du den kleinen ängstlichen Jungen, der von Mutter (dem Staat) behütet sein will? Der Angst hat vor Krankheit und Schmerz? Oder erkennst du den freiheitsliebenden wilden Mann in dir? Der ausbrechen möchte, und sich eventuell nicht traut? Sprich mit Andersdenkenden, interessiere dich für ihren Standpunkt. Und nimm das, was sich stimmig anfühlt, auf und nimm es an.
Das bedeutet nicht, dass du naiv alles gutheissen musst. Ich prüfe jeweils, wer hinter gewissen Aussagen steht. Aktuell ist es gerade ziemlich heikel, wenn man Beiträge von sog. „Corona-Rebellen“ teilt. Dahinter stehen meiner Ansicht nach tatsächlich dunkle Gesellen und obskure Verschwörungstheoretiker. Deine gutgemeinten Beiträge können also Kräfte unterstützen, die du vielleicht nicht wirklich gutheisst. Oder du schürst genau die Angst, die du ja eigentlich „bekämpfen“ willst.
Und überhaupt: überlege dir doch auch, was du warum teilst. Ist es wirklich nötig? Bringt es uns weiter? Was bringt es, wenn du deine Wut über soziale Medien rausposaunst? Geht es dir dann besser? Auf wessen Kosten? Könntest Du deine Wut nicht auch ganz für dich rauslassen? Und dann schauen, ob du jetzt wirklich noch etwas mit der Welt teilen willst?
Übrigens sagen viele, dass sie etwas gegen die Angst tun wollen. Oder dass sie etwas gegen die Angstmacherei der Gegenseite unternehmen wollen. Meinst du, dass dein Beitrag wirklich etwas hilft? Oder nicht einfach die Stimmung noch mehr anheizt?
Wir wissen die Wahrheit nicht, wir haben allenfalls unseren eigenen momentanen Standpunkt. Wenn wir uns wohlwollend und offen mit anderen auseinandersetzen, können wir uns weiterentwickeln. Und das wollen wir doch, oder?
Kommentar zum Bericht: Trennen und Spalten
Lieber Ruedi,
Dein Post hat mich betroffen gemacht und aufgewühlt. Da offensichtlich ich der Freund bin, den Du darin erwähnst und dem Du scheinbar den Spiegel vorhältst. Bin doch ich derjenige, der seit Jahren von der Aufgabe spricht, dass es in unserer Zeit darum geht zu verbinden, statt zu spalten und zu trennen. Das wir alle uns vom Paradigma des „entweder oder“ verabschieden müssen und uns zum „sowohl als auch“ wandeln müssen, wenn wir Frieden finden wollen. Das betonst Du in Deinem Bericht, wenn auch in anderen Worten.
Daher war ich erstmal irritiert, weil diese Haltung ja ganz und gar mit meiner Einstellung übereinstimmt und dennoch gab es ein ungutes Gefühl beim Lesen. Meldet sich da mein Ego? Mag ich es nicht darauf hingewiesen zu werden, dass ich mich an meine eigenen Haltungen und Einstellungen nicht halte?
Heute morgen beim Joggen klärte sich dann der Nebel und das Gefühl des Unwohl seins.
Schon zum zweiten Mal weist Du mich sehr dezent und indirekt darauf hin, dass meine Quellenarbeit bei meinen Posts nicht gut und nicht wissenschaftlich ist. Da stimme ich Dir zu 100% zu und mir wurde klar, dass ich das auch gar nicht erfüllen mag. Quellenarbeit ist wissenschaftliche Arbeit.
Wissenschaftliche Arbeit soll Objektivität sicher stellen. Nach meinem Verständnis ist auch das ein Paradigma, welches der Virus gerade auflöst. Was der Virus mit uns gerade macht, ist, dass er uns alle, wirklich alle äusseren Sicherheiten und Gewissheiten nimmt. Das ist ein sehr unangenehmes Gefühl, das für uns alle schwer auszuhalten ist. Also greifen wir nach allem, was uns scheinbar Sicherheit vermittelt. Für viele ist das das Paradigma der Objektivität in der Wissenschaft. Ich glaube nicht an dieses Paradigma. Auch dieses Paradigma ist Menschen gemacht und fehlerhaft, weil wir Menschen aufgrund der jeweiligen Brillen, die wir tragen, in unserer Wahrnehmung fehlerhaft sind und nie das ganze Bild wahrnehmen, sondern immer nur mit jener Farbe der Brille, die wir gerade tragen. Auch Wissenschaftler sind Menschen und nehmen die Welt gefärbt wahr. Wenn z.B. der Herr Drosten und das RKI, auf die sich die meisten Wissenschaftsgläubigen beziehen, zu Beginn der Coronakrise sagt, dass Schutzmasken keine evidenten Daten liefern, dass Schutz vor dem Virus für mich und mein Gegenüber gegeben ist und Wochen später das Gegenteil behauptet, dann scheint mir seine wissenschaftliche Wahrnehmung sehr eingefärbt. Ganz besonders, wenn man weiss, dass es zum ersten Zeitpunkt der Aussage nicht genügend Schutzmasken gab und das jetzt so viele da sind, dass sie auf den Markt müssen.
Solche Widersprüche empfinde ich an ganz vielen Punkten dieser Krise. In Folge dessen bietet mir der quellenbasierte Diskurs keine wirkliche Orientierung.
Also bleibt mir nur die Orientierung in mir. Ich kann mich nur auf das wirklich verlassen, was mein Herz mir sagt. Dort ist der Sitz meiner persönlichen Weisheit, zu der ich zugegeben nicht immer im gleichen Masse Zugang habe. Durch 35 Jahre tägliche Meditation ist der Kanal, aber einigermassen geklärt und genutzt und wenn ich falsch liege, weist diese Quelle mich sehr bald darauf hin.
Was ich damit sagen will:
Wenn jetzt eine Frau von der FPÖ in Österreich vor dem Parlament, wie vor kurzem geschehen, eine Rede hält, die durch und durch authentisch und wahrhaftig wirkt, dann fühle ich mich davon eher angesprochen und überzeugt, wie von dem was Kurz oder Markus Söder momentan auf wissenschaftlicher Basis von sich geben. Vieles davon fühlt sich für mich nachhaltig manipulativ und unglaubwürdig und vor allem unauthentisch an. Mir ist in diesem einen bestimmten Moment die rechte FPÖ – Frau dann näher als die Demokraten Söder und Kurz. Deswegen bin ich noch lange kein Rechter. Ich bin auch kein Linker. Ich bin auch nicht Liberal. Ich bin auch kein Grüner. Ich bin einzig und allein mir und meinem Gewissen verpflichtet. Dieses Gewissen hat auch rein gar nichts mit wissenschaftlicher Quellenarbeit zu tun.
Auf welche wissenschaftliche Quellen hat sich denn Jesus berufen, als er im Tempel die Tische der Pharisäer im heiligen Zorn umwarf? Seine Quelle war sein Herz, nichts sonst!
Dieses Herz konnte ich auch bei dem Arzt spüren, als er seine Meinung aufgrund seiner Erfahrung in einem Video kund tat. Er war wahrscheinlich was die Quellen anbelangt auch nicht korrekt, aber ich spürte sein Herz und seinen Mut. Das überzeugt mich viel mehr als die verkopfte Diskussion des Mannes, der den Arzt erst als Trottel beschimpft und sich dann auf die Wissenschaft beruft.
Ich spüre zutiefst, dass der Umgang mit der Krise, von unserer Regierung und von den öffentlichen Stellen extrem manipulativ ist, warum auch immer. Mein Herz krampft sich zusammen, wenn ich Fotos von unseren Schulkindern sehe, auf denen sie getrennt auf Pausenhöfen auf vorgefertigten Markierungen stehen, mit Masken vorm Gesicht, wie Schlachtvieh, das zur Schlachtung bereit steht. Ich brauche keinen wissenschaftlichen Beleg, um zu spüren, dass das Verrückte mir nun als normal verkauft werden soll.
Dieses Gefühl lässt sich mit noch so viel wissenschaftlichen Quellen nicht weg machen. Wenn mir aber jemand gegenüber tritt und zu mir sagt: „Mir macht dieser Virus Angst.“ Dann wird er mein Herz erreichen. Und dann wird es möglich sein, dass ich sowohl meine freiheitliche Haltung bewahren und zugleich Mitgefühl für mein gegenüber empfinden kann. Dazu gehört aber eben auch die Offenheit des Gegenüber sich mit dieser Angst zu zeigen.
Ganz oft wird diese Angst aber durch Rationalisieren, sich drüber stellen, angepasst sein, etc. verdeckt.
In der Diskussion mit dem oben erwähnten Mann ist mir nur Recht haben wollen und dies mit der besten Quelle belegen wollen begegnet. Ihn dabei, mit welchen Quellen auch immer, auf meine Seite ziehen zu wollen, war einfach nur verbratene Energie. Der Fehler ist mir in der Diskussion unterlaufen, dass ich mich auf seine verkopfte Ebene der Quellen begeben habe. Das habe ich nun gelernt. Das wird mir so nicht mehr passieren. Ich hätte ihn Fragen sollen, warum ihm der Virus so viel Angst macht. Dann hätte ich ihn auf die Beziehungsebene geholt und wenn überhaupt, wäre dann Verbindung möglich gewesen.
Da mir das nicht einfiel, sagte mir mein Gefühl sehr schnell, dass diese Diskussion keinen Sinn macht. Wenn dem dann so ist, dann geht es darum Haltung zu zeigen und weiter zu ziehen. Nicht mit einem bösen Herzen, sondern in der Anerkennung dessen, dass da im Moment keine Verbindung möglich ist. Verbinden läßt sich nur, was nach Verbindung strebt. Also kann ich nur die unterschiedlichen Seiten in mir wieder verbinden und in Einklang bringen. Den Krieger in mir, der aufsteht, sich hinstellt und sagt: „Das was hier passiert, ist nicht in Ordnung, das fühlt sich für mich absolut nicht richtig an.“ Und den Liebhaber, der sagt: „Ich lasse Dir Deins. Damit gehen wir in Frieden unterschiedliche Wege und ich tue mich mit denen zusammen, die ähnlich fühlen wie ich.“
Bei alldem kann ich nicht verhindern, dass ich in einen Topf geworfen werde mit Radikalen, Verschörungstheoretikern, Rechts-und Linksextremen etc. Nur weil meine innerste Wahrheit, an manchen Stellen Schnittmengen haben kann, von Statements dieser Gruppierungen, kann ich doch nicht gegen meine innerste Wahrheit handeln und diese nicht zeigen. Natürlich auch diesen Gruppierungen gegenüber. Damit stütze ich noch lange nicht das Böse, wie Du das in Deinem Bericht zeichnest. Vielleicht werden sie versuchen mich zu instrumentalisieren, aber es liegt doch an mir, ob ich das zulasse.
Schon jetzt und das wird noch deutlicher werden, gelten die alten Schubladen nicht mehr. Es ist wirklich alles durcheinander gewürfelt und zu versuchen die alten Schubladen wieder mit Altem zu füllen wird scheitern, auch wenn die Versuchung noch so gross ist. Wir alle werden lernen müssen wirklich neue Systeme zu entwickeln und dabei gibt es keine Orientierung im Aussen, ausser meine innerste Weisheit, mein Herz, mein Gewissen und das richtet sich rein gar nicht nach wissenschaftlichen Kriterien. Jeder Versuch Sicherheit im Aussen zu finden, bestärkt und befeuert das alte Muster, das uns der Virus gerade unter dem Hintern weggezogen hat und wird langfristig nicht funktionieren, dazu gehört auch der Glaube an die Wissenschaft. Harter Tobak!
Der Ausweg und da stimme ich Dir zu ist die Liebe.
NUR, mal kann die Liebe, die im Herzen wohnt, verbindend, hingebungsvoll sein und manchmal drückt sie sich in der Form des Kriegers aus, der knallhart das Kranke vom Gesunden trennt. Der Vater, der seinen kleinen Sohn mit einem heftigen Ruck von der Strasse wegreisst, weil gerade ein Auto kommt.
Auch das ist ein Ausdruck der Liebe!
Fühlt sich in diesem Moment für den Sohn ganz und gar nicht nach Liebe an.
Das Verbindende daran ist, das in mir sowohl der Liebhaber, als auch der Magier, als auch der König, als auch der Krieger sein und je nach Situation wirken dürfen.
Dann fühle ich mich ganz und in der Liebe!
Auch das Spaltende und Trennende kann Ausdruck der Liebe sein. Die Haltung und das Bewusstsein dahinter machen den Unterschied.
Jetzt bin ich wieder im Frieden mit mir und mit Dir und dankbar für den Anstoss, weil er mir half das zum Ausdruck zu bringen, was seit Tagen in mir schwelte.
Von Herzen,
Stefan
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Lieber Stefan, ganz herzlichen Dank für Deine offenen Worte! Und Dein Bild vom Krieger und Liebhaber ist sehr stimmig für mich! Ich stimme Dir zu, dass Liebe nicht „nett“ sein muss. Etwas möchte ich aber noch klären: ich habe Dir und anderen kein Label aufkleben wollen. Sondern am Beispiel des Arztes zeigen wollen, dass man immer eines erhält, egal, wie besonnen man auch auftreten mag. Und wie Du selbst in der Diskussion Dich in einem bestimmten Lager wiederfandest, obschon Du zu keinem gehören willst (und wie ich Dich kenne, auch tatsächlich zu keinem gehörst). In dem Moment, wo Du Dich äusserst, wirst Du schon eingeordnet und schubladisiert.
Ich möchte jetzt aber noch auf den Aspekt Wissenschaftlichkeit eingehen. Diesen Hut kann ich mir ja durchaus aufsetzen, auch wenn ich hier auf Männerherz nicht als Wissenschaftler unterwegs bin, sondern als bewusster Mann, der sich auch mit anderen Dingen befasst. Und hier in diesem Blog habe ich auch schon mehrfach darüber geschrieben, dass das Herz und das Bewusstsein über dem Kopf und Verstand stehen.
Ich bin mit Dir einig, dass Wissenschaft tendenziell in ihrer Analyse der Dinge den grossen Zusammenhang nicht sieht. Jeder der erwähnten Spezialisten analysiert die Wirklichkeit unter einem ganz bestimmten Aspekt mit ganz bestimmten Instrumenten. Er sieht dabei aber immer nur einen Teilaspekt das Ganzen an. Entsprechend sprechen die Virologen und Epidemiologen zum Beispiel nie von Prävention, nie von der Angst als gesundheitsschädigendem Faktor, den sie mit ihren täglichen „neutralen“ Zahlenmeldungen fördern. Dann die Medien, die dies aufnehmen und runterbeten, weil sie denken, dass das wichtig ist, interessiert und Einschaltquoten bringt. Das habe ich neulich gefühlt, als ich nur eine Nachrichtensendung am Radio hörte. Wie da die aktuellen Zahlen auf einen eingehämmert wurden, war sehr beeindruckend. Ich hatte keine Chance, dem auszuweichen. Sonst wähle ich den Zeitpunkt und die Form selber, welche Quelle ich konsultiere.
Das Problem scheint mir aber nicht die Wissenschaft als solche. Die offene Frage ist, ob wir die Ergebnisse der Studien verstehen (meist sind da sehr einschränkende Hinweise in den Studien, die dann aber von den Medien geflissentlich überlesen werden) und wie wir die Resultate verwenden. Nehmen wir das Thema Maskenpflicht: die verantwortlichen Behörden haben auch in der Schweiz zunächst erklärt, dass sie nichts nützten und einen in falscher Sicherheit wiegen würden. Allerdings hatten wir es leider verpasst, die eigentlich benötigten Vorräte zu beschaffen. Hätte man zugegeben, dass man keine Masken empfehlen könne, weil es nicht genügend gäbe, hätte das ziemlich für Beunruhigung gesorgt. Nun gibt es genügend Masken – und doch bleiben die Vorbehalte. Viren sind so klein, dass sie nicht zurückgehalten werden (aber die Tröpfchen, auf denen sie transportiert werden, schon). Falsch tragen ist schlimmer als keine tragen. Masken sind schädlich, weil wir zu wenig Sauerstoff und zuviel CO2 einatmen. Was jetzt? Darauf könnten wissenschaftliche Studien tatsächlich Auskunft geben. Wobei der Faktor Mensch (wie trägt er die Maske? Wie lange trägt er sie? Greift er sich mit den Händen an die Maske oder ins Gesicht? Atmet er ruhig oder hustet und niest er?) dabei natürlich eine wichtige Rolle spielt. Es sind also durchaus auch „weiche“ menschliche Faktoren, die es zu berücksichtigen gilt.
Das Problem bei den wissenschaftlichen Studien ist eben schon, dass Laien diese kaum verstehen. Es braucht also jemanden, der die wissenschaftlichen Ergebnisse erklärt und für uns Laien übersetzt. Dann kommt schon mal ein Faktor hinzu, der etwas vereinfachend wirkt. Tendenziöse Plattformen reissen die Aussagen aus ihrem Zusammenhang oder übergehen die Einschränkungen zur Aussagekraft einer Studie, die in einer wissenschaftlichen Publikation gemacht würde. Ich bin bei Stichproben auf solche Beispiele gestossen.
Und wenn man es mal verstanden hat, stellt sich die Frage, wie diese Ergebnisse denn umgesetzt werden. Hier kommen viele andere Interessen und Ansichten, Glaubenssysteme und Werthaltungen ins Spiel. Und hier geht es dann auch nicht mehr um Wissenschaft. Der in meinem Beitrag und in Deinem Facebook-Post angesprochene Intensivmediziner hat auf der Grundlage seines Wissensstandes, den ich als sehr hoch einschätze, und vor allem auf der Basis seiner persönlichen Erfahrungen als praktischer Arzt seine fundierte Meinung zur ganzen Thematik kundgetan. Er hat einen sehr mutigen Schritt getan und ist meiner Ansicht nach der Wahrheit viel näher gekommen als eine rein theoretische Studie, die dann zum Beispiel einfach den Faktor Mensch und seine psychischen und emotionalen Bedürfnisse und Befindlichkeiten nicht beachtet. Dieser Arzt spricht über unser Gesundheitswesen, über unseren Umgang miteinander aus einer höheren Perspektive. Er nimmt seine Verantwortung wahr, und ich zolle ihm meinen vollen Respekt. Das ist ein wahrer Erwachsener, und ich sehe den Magier (Wissen, Kommunikation), den Krieger (heiligen Zorn), den Liebhaber (Verbundenheit, Liebe) und den König (für sein Volk sorgen) in ihm. Chapeau!
Ich habe den Eindruck, dass wir noch nie eine Epidemie oder Pandemie (ist übrigens eine Definitionsfrage…) so zahlenbesessen verfolgt haben wie diese Corona-Pandemie. Von welchem Ereignis erhalte ich sonst im Tagesrhythmus aktualisierte Zahlen und „weiss“, dass beim R-Faktor eine Zahl unter 1 wichtig ist (sonst drohen verschärfte Massnahmen), wie hoch die Zahl der täglichen Infektionen ist usw. Und gerade bei letzterem: bezüglich der Transparenz und Aussagekraft der Statistiken haben die beteiligten Wissenschaftler und die Behörden noch viel zu lernen. Zu Beginn wurden (in der Schweiz im Jahre 2020) Daten offenbar noch per Fax übermittelt mit entsprechender Fehlerquelle. Dann werden Zahlen publiziert ohne den relevanten Kontext: die reinen Infektionszahlen sagen nur etwas aus, wenn man die Zahl der Messungen kennt. Dann müssten diese in statistisch relevanten Gruppen gemacht werden usw. und so fort. Und da ist eben zwischen „der Wissenschaft“ wie sie dein Gegenüber auf Facebook betonte, und der Wahrheit manchmal ein grosser Unterschied.
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