Vorsicht: Ego am Werk

Viele Menschen reiben sich die Augen angesichts des Schauspiels (Trauerspiels) um die amerikanischen Präsidentschaftswahlen. Man fragt sich, weshalb ein solcher Mensch (ich meine Donald Trump) es bis zum offiziellen Kandidaten einer Partei schaffen konnte. Und wenn man nun hört, wie er über Frauen spricht, fühlt man sich im falschen Film. Es sind aber zwei verschiedene Dinge: wie wird ein Mensch so wie Donald Trump? Und wie wird ein solcher Mensch Präsidentschaftskandidat? 


Der erste Aspekt bezieht sich auf die Persönlichkeit, der zweite auf die Gesellschaft.

Schauen wir uns mal das Psychogramm dieses Menschen an. Wobei – was schaue ich da an? Das von Medien (Massenmedien und soziale Medien) vermittelte Bild eines Menschen in einem Wahlkampf, also in einer sehr aussergewöhnlichen Rolle bei Auftritten, die von einem Stab an Beratern geplant werden. Das scheint mir wichtig: ich kenne den Menschen nicht, ich nehme nur ein verzerrtes Bild von ihm wahr. Und bei mir kommt an: da sehen wir das Ego am Werk. Genauso stelle ich mir ein Ego vor, das komplett unbewusst agiert. Das Ego ist eigentlich was ganz Kleines und Unsicheres. Es muss sich aufblasen und über andere setzen, damit es sich gut fühlt. Wobei so richtig gut geht es ihm ja nie. Es kann so viel materiellen Reichtum anhäufen wie nur möglich ist – es kriegt nie genug. Mit dem Reichtum verschafft es sich Einfluss und Macht – und kriegt trotzdem nie genug. Es überhöht sich und schaut auf andere herunter, weil es sich als etwas Besseres sieht. Es schimpft über Menschen, die anders sind – sei es die Hautfarbe, Religion, Kultur oder Geschlecht. Es betrachtet andere Menschen als Mittel zum Zweck, zum Beispiel Frauen als Sexobjekt. Es stellt das Trennende in den Vordergrund: ich/wir gegen die andern. Und, auch das ist typisch: es sieht sich dauernd als Opfer. Es wird (absichtlich) missverstanden, falsch interpretiert, man schadet ihm, die Umstände haben sich gegen ihn verschworen. Andere ins Unrecht setzen und sich als Opfer fühlen: so funktioniert das Ego. Die Ferndiagnose lautet also: ein komplett unbewusster Mensch, der völlig vom Ego vereinnahmt ist. Da gibt es noch mehr Symptome: angeblich spricht der Mensch ständig nur von sich, alle seine Gedanken kreisen um ihn selbst (und um seinen eigenen Vorteil). Auch beim Nichtbezahlen von Steuern kommt dieser Egoismus zum Vorschein. Ich doch nicht! Was habe ich denn davon? Und dann verleugnet er auch noch den Klimawandel: ist mir doch egal, nach mir die Sintflut.

Und was heisst das jetzt für die Gesellschaft, die ein solches Ego zum Präsidentschaftskandidaten macht? Es ist ja nicht so, dass Mister Trump mit seinem Ego ein Einzelfall ist. Das System, das ihn so weit gebracht hat, leidet an der genau gleichen Krankheit. Die „angry white men“, aber auch grosse Teile der wirtschaftlichen und politischen Elite, sind vom Ego geprägt. Ja, das ist eigentlich die am weitesten verbreitete Zivilisationskrankheit, nicht nur in den USA. Unsere Gesellschaften sind geprägt vom Gegeneinander und basieren auf der Ausbeutung anderer Menschen und der Natur. Donald Trump verdeutlicht uns dies. Er steht quasi auf der Spitze des Eisbergs. Seine Funktion besteht darin, uns diesen Spiegel vorzuhalten. Schaut her, wollt ihr so werden oder sein wie ich? Und wir dürfen uns selbst fragen: wie viel Donald Trump steckt in uns? Wann behandeln wir andere Menschen so respektlos? Bauen wir auch unsere Identität auf Reichtum und Macht auf? Nützen wir andere Menschen aus? Gerade auch im Kontext der Diskussion um sein Frauenbild: gehen wir respektvoll mit anderen, gerade mit (körperlich) Schwächeren um? Respektieren wir ihren Willen?

Für mich ist Donald Trump ein Zeichen der Zeit. Er hält uns den Spiegel vor, damit wir uns ganz bewusst dafür entscheiden können, dass diese Ego-Welt nicht unsere ist. Wir können uns für ein bewusstes Leben entscheiden, indem wir uns mit allen und allem verbunden fühlen. Ohne eine gesunde Erde gibt es uns nicht. Auf dem Leid anderer können wir kein Glück und keinen Frieden aufbauen. Und das beginnt bei uns selbst. Wenn wir uns ändern, wird sich alles andere auch ändern. Beginne mit einem Lächeln, das von Herzen kommt.

Donald, kannst du das sehen? Ich schenke dir ein Lächeln und wünsche dir Frieden. Peace!

Und so nebenbei: schaut euch das Video an von Michelle Obamas Rede an. Sie ist das pure Gegenteil: klar, bewusst, respektvoll, voller Mitgefühl. So stelle ich mir einen guten Politiker/eine gute Politikerin vor.

3 Gedanken zu “Vorsicht: Ego am Werk

  1. EIN WERTVOLLER BEITRAG…!

    * HERZLICHEN DANK *

    MAN KANN GAR NICHT „KEINE STEUERN ZAHLEN“, DA SIE IN ALLEM WAS WIR KAUFEN, ENTHALTEN SIND…!

    LIEBE HERZENS GRÜSSE UND MACH WEITER SO…!

    ROGER

    PS: SOLANGE STAATSANGESTELTE BEZAHLT WERDEN…OK, LASSEN WIR DAS…GELD IST EBEN EINE INERESSANTE ERFINDUNG…VÖLLIG NEUTRAL UND LEBLOS…SCHEINBAR SCHEINT ALLES EINEN PREIS ZU HABEN…DOCH WER DEFINIERT DEN WERT…?…IST ES DEN PREIS WERT…?…DAS WIRKLICH WERTVOLLE KANN MAN MIT GELD NICHT KAUFEN…ODER…?…MEINE PHILOFANTASIE IST GRENZENLOS… PEACE 🙂

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  2. Ein sehr schöner Artikel zu diesem Thema, den ich zwar erst etwas später entdeckt habe. Aber ich glaube, das Thema ist eigentlich immer (und immer mehr) aktuell. Unsere heutige Gesellschaft ist leider dermassen gerade vom Egoismus geprägt, dass man praktisch jeden Tag in irgendwelcher Weise davon betroffen wird. Das ist sehr traurig, aber ich sehe noch keinen Weg, wie das verändert werden könnte. Mein Eindruck ist, dass durch den Egoismus leider nur noch mehr davon generiert wird und so sind wir in einem Teufelskreis.
    Dein Text ist aber auch ein sehr erfrischender Beitrag im Meer von immer gleichen, von einseitigen und meistens pauschalen Beschuldigungen geprägten Ansichten. Und genaue das finde ich sehr wertvoll. Danke für den auch sonst sehr interessanten und gelungenen Blog!

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